Zoll-Hoffnung beflügelt europäische Börsen: DAX steigt, Gold fällt

Im frühen Handel setzten Hoffnungen auf eine Entspannung im US-China-Zollstreit den europäischen Leitindizes Auftrieb: Der DAX kletterte um rund 0,5 % auf etwa 22 394 Punkte, während der breiter gefasste STOXX 600 um 0,2 % zulegte, getragen von Finanz- und Industrieaktien. Gold gab fast 1 % nach und notierte bei 3 314,99 $ je Feinunze, da Anleger Risikoanlagen gegenüber sicheren Häfen bevorzugten. Traton-Aktien stiegen erstmals um 1,2 %, nachdem die VW-Lkw-Tochter trotz eines Umsatzrückgangs ihre Jahresziele bestätigte. Airbus gewann knapp 2 % – Investoren reagierten positiv auf den Abschluss des Deals zum Erwerb mehrerer Spirit-AeroSystems-Standorte. Merck KGaA unterzeichnete einen 3,9-Mrd. $-Deal zur Übernahme von SpringWorks Therapeutics und legte über 1 % zu. Im Gegensatz dazu büßte Fraport rund 3 % ein, nachdem hohe regulatorische Kosten ihre Prognosen belasteten und SocGen die Bewertung auf „Hold“ senkte. Deliveroo erzielte mit +23 % den stärksten Kursanstieg seit seinem Börsengang, ausgelöst durch das 3-Mrd. £-Übernahmeangebot von DoorDash.

Analyse der aktuellen Lage

Am Montag dominierte die Stimmung, dass die Trump-Administration eine Reduzierung der Zollsätze auf chinesische Güter erwägt und China im Gegenzug ausgewählte US-Zölle aussetzen könnte. Die Aussicht auf Deeskalation beflügelte europäische Aktien, obwohl ein Abrutschen der Geschäftsstimmung in Deutschland droht: Für April wird ein Rückgang des ifo-Geschäftsklimas erwartet, nachdem bereits schwache PMI-Daten veröffentlicht wurden. Gleichzeitig warnen Strategen vor hoher Volatilität, da jeder neue Tweet Präsident Trumps die Stimmung schnell kippen lassen kann.

Faktoren für die aktuelle Entwicklung

  • Zollarena USA–China: US-Zölle auf chinesische Importe könnten von 145 % auf 50–65 % sinken, während China den Weg für den Ausstieg aus Gegenzöllen ebnet.
  • Unternehmensreporting & Gewinnwarnungen: Porsche senkte jüngst seine Jahresziele, Traton bestätigte trotz Q1-Einbruch seine Guidance, Fraport warnte vor regulatorischen Kosten und Merck schlägt mit einer großen Akquisition neue Wege ein.
  • Sichere Häfen vs. Risikoanlagen: Gold verlor an Attraktivität (<–1 %), da positive Zollsignale die Nachfrage nach risikoreicheren Anlagen stützen.
  • Politische Unsicherheit: US-Präsident Trump zeigte sich bei Zollfragen unberechenbar, was weiterhin für kurzfristige Stimmungs-Schwankungen sorgt.

Prognose und Ausblick

Kurzfristig dürften Aktien weiter von Zoll-Gerüchten profitieren, solange Fortschritte signalisiert werden. Ohne verbindliche Abkommen bleibt das Risiko eines Rückschlags jedoch hoch. Mittelfristig könnten robuste Q2-Earnings und eine mögliche Einigung im Zollstreit die Kurse weiter stützen. Die Europäische Zentralbank könnte bei anhaltender Konjunkturschwäche eine Lockerung ihrer Geldpolitik erwägen, was ebenfalls Rückenwind geben würde.

Auswirkungen auf Investoren und Börsen

Die Gewinn- und Bewertungsdynamik verschiebt sich von defensiven Werten hin zu zyklischen Titeln. Institutionelle Anleger reduzieren anhaltend ihre US-Allokationen zugunsten von Europa, treiben lokale Aktienindizes und drücken Gold. Gleichzeitig bleibt die Volatilität hoch, was aktiven Portfoliomanagern Spielraum für kurzfristige Trading-Chancen bietet.

Handelsempfehlung

Empfehlung: Neutral

  • Kurzfristiges Kursziel DAX: 22 800 Punkte (–1,8 % Potenzial)
  • Langfristiges Kursziel DAX (12 Monate): 24 500 Punkte (+9,3 % Potenzial)
  • Rating: Neutral (Stoxx 600 gegenwärtig fair bewertet, Abwarten vor Bindung neuer Mittel)
  • Zeithorizont: Kurzfristig (1–3 Monate) – Neutral, Volatilität nutzen; Langfristig (12 Monate) – Overweight bei klarer Einigung im Zollstreit

Mögliche Katalysatoren

  • Zoll-Abkommen EU–USA/China: Konkrete Reduktion oder Aussetzung von Zöllen
  • EBCTreffen & geldpolitische Signale: Andeutungen einer Zinssenkung oder neuer Maßnahmen
  • Unternehmensberichte: Q2-Ergebnisse großer DAX-Konzerne
  • Makrodaten: Deutsche ifo-Daten, US-Nonfarm-Payrolls

Vergleichbare Märkte und Aktien

  • US-Aktien (S&P 500): Bewertungsexzesse vs. Europa
  • Asien (MSCI Asia ex Japan): Bewertungspremium trotz Konjunktur-Drucks
  • Britisches Pfund vs. Euro: Währungsbewegungen beeinflussen Exportaktien
  • Einzelaktien: Porsche, Volkswagen, BMW als Auto-Barometer; LVMH und Nestlé als defensive Luxustitel

Fazit

Die aktuelle Rally an den europäischen Börsen fußt auf Hoffnungen auf Zoll-Entspannung, bleibt jedoch fragil. Anleger sollten kurzfristig von Schwankungen profitieren, ohne sich zu stark zu engagieren. Ein ausgewogenes Exposure mit leichtem Übergewicht in zyklischen Werten erscheint im 12-Monats-Horizont ratsam – bei klaren Fortschritten in den Handelsgesprächen kann der DAX das mittelfristige Kursziel von 24 500 Punkten anpeilen.

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