Im Ergebnis baut der DAX nach der überraschenden Zollentlastung im Handelsstreit zwischen den USA und China seine Rekordjagd weiter aus und steht mit Blick auf die 24.000-Punkte-Marke so gut da wie nie zuvor. Zugleich mahnen Marktteilnehmer angesichts hoher Bewertungen und weiterer geopolitischer Unsicherheiten zur Vorsicht. Exporteure und zyklische Sektoren profitieren derzeit besonders, während defensive Titel und Rohstoffwährungen unter Druck stehen. Für Investoren ergeben sich Chancen insbesondere in technologie- und industrieorientierten Aktien, gleichzeitig bleiben mittelfristige Risiken durch mögliche Eskalationen im Handelskonflikt und Bewertungen hoch. Im Folgenden eine strukturierte Analyse:
Am 12. Mai 2025 einigten sich die USA und China überraschend auf eine vorläufige Senkung gegenseitiger Zölle für 90 Tage, woraufhin der DAX um bis zu 1,8 Prozent auf ein neues Rekordhoch bei 23.911,98 Punkten stieg und die psychologisch wichtige 24.000-Marke ins Visier nahm. Die Einigung löste in Asien und den USA ebenfalls Kursgewinne aus: Der Dow Jones legte um 2,8 Prozent zu, der S&P 500 um 3,3 Prozent und der Nasdaq um 4,4 Prozent. Diese Dynamik untermauert die Hoffnung auf eine Entspannung im globalen Handel und befeuert die Rally an den Aktienmärkten, während Anleger gleichzeitig über mögliche Rückschläge nachdenken.
Analyse der aktuellen Lage
Der Broker IG taxierte den DAX vor XETRA-Start am 13. Mai leicht tiefer, um etwa 0,1 Prozent auf 23.546 Punkte, da Investoren nach dem starken Vorlauf eine Verschnaufpause einlegten. Der Jahresgewinn im DAX beträgt mittlerweile rund 20 Prozent. International zeigten sich ähnliche Bewegungen: In Tokio kletterte der Nikkei um 1,7 Prozent auf 38.296 Punkte, während Shanghai nahezu unverändert blieb. Gleichzeitig zog der US-Dollar als Reaktion auf den Handelsdeal um etwa 1 Prozent an, während Gold um rund 3 Prozent nachgab.
Faktoren für die Situation
- Zollkonflikt-Entspannung: Die befristete Absenkung der Zölle wirkt wie ein Konjunkturprogramm für exportorientierte Unternehmen.
- Bewertungsniveau: Nach dem kräftigen Anstieg erreicht der DAX das obere Ende seiner historischen Bewertungsrange, was Langfristanleger zur Vorsicht mahnt.
- Makroökonomische Daten: Anhaltende Inflationssorgen und robuste Arbeitsmarktzahlen in den USA könnten die Zinswende verzögern und Druck auf Zins- und Banktitel ausüben.
- Quartalsberichte: Unternehmen wie Fraport meldeten im Q1 rote Zahlen, während LEG Immobilien und Samsung positive Impulse lieferten.
Chancen und Risiken für Investoren
Chancen
- Exportstarke Werte: Automobil- und Industriekonzerne profitieren direkt von niedrigeren Zöllen und einer Wiederbelebung der Nachfrage in China.
- Technologiesektor: Eine Erholung im Tech-Bereich nach der Korrektur im Frühjahr eröffnet günstige Einstiegspunkte.
- US-Markt: Starkes Momentum in den USA bietet Gelegenheiten über ETFs oder US-Titel wie Apple bzw. Microsoft.
Risiken
- Nachlassende Impulse: Die Einigung ist befristet auf 90 Tage; eine dauerhafte Lösung steht noch aus.
- Bewertungsüberhitzung: Der DAX notiert auf Allzeithochs, was zu Gewinnmitnahmen führen könnte.
- Geopolitische Spannungen: Neben USA/China-Konflikt bedrohen Konflikte im Nahen Osten und der Ukraine die globale Risiko-Stimmung.
Prognose und Ausblick
Kurzfristig dürfte der DAX zwischen 23.500 und 24.200 Punkten konsolidieren, wobei Ausbrüche über 24.000 Punkte möglich sind, sollte sich das geopolitische Umfeld weiter entspannen. Mittel- bis langfristig bleibt die Volatilität hoch, da Anleger neben Handelskonflikten auch Zinsentscheidungen der EZB und Fed im Blick haben.
Gewinner und Verlierer: Sektoren, Aktien, Rohstoffe, Devisen
Kategorie | Gewinner | Verlierer |
---|---|---|
Sektoren | Rohstoffe (+4,9 %), Auto & Technologie (+2,5 %) | Pharma (–3,2 %) |
Aktien (DAX) | Volkswagen, Siemens, BASF | Sanofi, Deutsche Telekom |
Rohstoffe | Ölwerte, Industriemetalle | Gold (–91 USD/Unze) |
Devisen | US-Dollar (USD ↑1 %) | Schweizer Franken, Japanischer Yen (je –1,5 %) |
Konkrete Finanztitel als Empfehlung
- Volkswagen (VOW3.DE): Starkes Absatzpotenzial in China und gute Bewertung nach Korrektur.
- Siemens ( SIE.DE): Profiteur der Industriewende und globaler Konjunkturerholung.
- BASF (BAS.DE): Positionierung im Chemiesektor, hohe Nachfrage nach Industriematerialien.
- Apple (AAPL): Globale Technologieleader-Diversifikation über den Nasdaq.
- iShares MSCI China ETF: Direkte Partizipation an der Erholung chinesischer Exporte.
Handelsempfehlung
- Short-Gold-Position: Aufbau einer leichten Short-Position über Xetra-Gold-Zertifikate, da der Abwärtsmomentum anhält.
- Long-USD/EUR: Nutzen Sie FX-Futures oder Optionsscheine auf den US-Dollar, da die Weltleitwährung weiter profitieren könnte.
- Stopp-Loss-Setzung: Für zyklische Aktien 5–7 Prozent unter Einstiegskurs.
Fazit
Die jüngste Einigung im Handelskonflikt setzt positive Impulse und treibt den DAX an historische Höchststände. Dennoch mahnen hohe Bewertungen und befristete Abkommen zur Vorsicht. Investoren finden Chancen vor allem in exportorientierten und technologiegetriebenen Werten, sollten jedoch mit Absicherungsstrategien auf mögliche Rückschläge reagieren. Eine ausgewogene Kombination aus Long-Positionen in Zyklikern und Short-Engagements in defensiven Assets bietet ein attraktives Chance-Risiko-Profil.