Zwischen Sturm und Tech-Ruhe: Geopolitische Brände, Zinspoker und die ungebrochene Kraft der KI-Werte

Die globalen Finanzmärkte zeigen sich im Juni 2025 als Arena der Gegensätze. Während der DAX jüngst Rekordhöhen erklomm, pendeln US-Indizes wie der Dow Jones bei 42.300 Punkten – leicht über Vorwochenniveau, doch fern von Jahreshochs. Diese scheinbare Ruhe trügt: Erst im April löste US-Präsident Trumps Ankündigung von 50 %-Stahlzöllen einen Kurseinbruch aus, der den MSCI World zeitweise um 20 % einbrechen ließ. Die Erholung bleibt fragil, getrieben von Tech-Resilienz, aber belastet durch handelspolitische Unwägbarkeiten.

Treibende Kräfte: Handelspoker und Zinsnadelöhne

1. Handelskonflikte: Der Schatten Washingtons

  • Trumps jüngste Drohungen – Verdopplung der Stahl- und Aluminiumzölle auf 50 % – belasten Rohstoffmärkte und Lieferketten. US-Stahlwerke wie Cleveland Cliffs (+23 %) profitieren kurzfristig, doch globale Handelsströme leiden.
  • Der vorübergehende Waffenstillstand im US-China-Handelskrieg (90-tägige Zollsenkung) brachte zwar Erleichterung, doch die Unsicherheit bleibt: Neue Tech-Zölle und Exportbeschränkungen für kritische Minerale stehen im Raum. Die OECD warnt vor Wachstumsrisiken und senkt ihre globale Prognose für 2025 auf 2,9 %.

2. Geldpolitik: Zentralbanken im Drahtseilakt

  • Die Fed unter Richard Clarida (Entscheidung am 18. Juni) signalisiert Zurückhaltung bei Zinssenkungen. Robust Arbeitsmarktdaten und ein Kerninflations von 2,3 % in den USA sprechen für länger hohe Zinsen.
  • In Europa plant die EZB am 6. Juni eine weitere Senkung um 0,25 %, während die Schweizerische Nationalbank (SNB) am. Juni vor einer Schlüsselentscheidung steht: Der Markt preist eine Leitzinssenkung auf –0,25 % ein, getrieben von negativer Teuerung (–0,54 % bereinigt).
  • Paradox: Die Schweiz entkoppelt sich vom globalen Zinstrend – langfristige Sätze sinken hier, während etwa Japan mit Renditen auf 30-Jahres-Hochs kämpft.

Zentralbank-Termine im Juni 2025

DatumInstitutErwartete Maßnahme
6. JuniEZB–0,25 % Zinssenkung
18. JuniUS-FedZinspause
19. JuniSNB, BoESNB: Senkung auf –0,25 %
20. JuniPBoC (China)Flexible Stimulus-Anpassung

Chancen & Risiken: Wo Licht ist, da ist Schatten

Chancen: Tech und europäische Industrie glänzen

  • KI-Aktien als Safe Haven: Nvidia, Microsoft und Broadcom trotzen der Volatilität. Nvidias Blackwell-Chips generierten zuletzt 11 Mrd. USD Umsatz, angetrieben von KI-Nachfrage der Cloud-Riesen. Snowflake verzeichnet 28 % Umsatzwachstum durch KI-Data-Warehousing – ein Beleg für den strukturellen Tech-Boom.
  • Europas Industriewerte: Siemens und SAP profitieren von Digitalisierungsnachfrage. ABB expandiert mit Übernahmen (Bel Products), während Sika und Sulzer mit einem Joint Venture für Kunststoff-Recycling die Kreislaufwirtschaft vorantreiben.

Risiken: Rohstoffe und Zinslast

  • Rohstoffdruck: Ölpreise schwächeln bei Überangebot und China-Dämpfung. Aluminium fiel auf 2.455 $/t (–10 % seit April), Kupfer hingegen bleibt robust (+5 % am 3. Juni).
  • Zinsempfindliche Sektoren: Immobilien leiden unter SNB-Negativzinsen – SARON-Hypotheken verlieren an Entlastungspotenzial. Versorger und hochverschuldete Staaten (u.a. Japan, USA) kämpfen mit Refinanzierungskosten auf Dekadehochs.
  • Geopolitische Brandherde: Der NATO-Gipfel (24.–25. Juni) und Eskalationen im Ukraine-Konflikt könnten Safe-Haven-Nachfrage nach Franken und Gold befeuern.

Handlungsempfehlungen: Klug navigieren im Ungewissen

1. Technologie: KI-Infrastruktur als Kernallokation

  • Nvidia (NVDA): Trotz Lieferengpässen unangefochtener KI-Chip-König – Blackwell-Generation treibt Q4-Umsatz.
  • Microsoft (MSFT): Azure-Integration mit OpenAI macht es zum Schlüsselplayer für KI-as-a-Service.
  • Schneider Electric (SU): Unterschätzter Enabler für Rechenzentren – Kühlung und Strommanagement für KI-Hardware.

2. Europa: Qualitätsindustriewerte mit Green-Tech-Fokus

  • Siemens (SIE): Automatisierungsnachfrage in USA und Asien stützt Auftragseingänge.
  • Sulzer (SUN): Partner von Sika im Recycling-JV – langfristiger Hebel für Kreislaufwirtschaft.

3. Absicherungen: Gold und Minivolatilität-ETFs

  • Gold (XAU/USD): IMF warnt vor geopolitischen Schocks – 2.350 $/Unze als nächster Widerstand.
  • Minimum-Volatility-ETFs: Studien belegen: Der MSCI World Min. Volatility Index outperformed bei Turbulenzen.

Empfohlene Portfolio-Allokation

AssetklasseGewichtungSchlüsseltitel
Tech-Aktien35 %NVDA, MSFT, SNOW
Europ. Industrie25 %SIE, SAP, ABB
Safe Havens20 %Gold, Schweizer Franken
Liquidität20 %Cash für Rücksetzer

Prognose: Vorsichtiger Optimismus mit Seitenwinden

Trotz Sturmzeichen halten wir an einem Ziel von 46.500–48.800 Punkten für den Dow Jones bis Jahresende fest. Treiber bleiben KI, grüne Investitionen und Konsumresilienz in Europa. Kritisch bleiben:

  • Die Fed-Entscheidung am 18. Juni (Dot Plot könnte 2026-Zinsprognosen senken),
  • Trumps EU-Zollankündigung bis 9. Juli,
  • Schuldenblasen in Japan/USA (Moody’s warnt vor US-Defizit von 8 % des BIP).

Fazit: Die Märkte im Juni 2025 sind ein Spiel aus Kontrolle und Chaos. Wer auf Qualität, Diversifikation und KI-Megatrends setzt, kann aus der Volatilität Kapital schlagen. Doch die Liquiditätsreserve muss bereitstehen – denn die nächste Trump-Äußerung oder SNB-Überraschung kommt gewiss.

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