Volkswagen in der Krise – Stellenabbau um Rendite zu sichern

Volkswagen steht im zweiten Quartal 2025 unter massivem Druck: Der operative Gewinn brach im Jahresvergleich um rund 29 % auf etwa 3,8 Mrd. € ein, bei einer Rendite von nur rund 4,7 %, gegenüber 6,5 % im Vorjahr. Der Nettogewinn nach Steuern sank um über ein Drittel auf etwa 2,29 Mrd. €. Angesichts stagnierender Umsätze und einer deutlich reduzierten Jahresprognose besteht Unsicherheit – doch VW pocht auf langfristige Restrukturierungen und Investitionen in die Elektromobilität.

Analyse der aktuellen Lage

Die Hauptursache für den Gewinneinbruch liegt in massiven Belastungen durch hohe US-Zölle auf EU-Neuwagenimporte: seit April effektiv 25 %, insgesamt 27,5 %, was VW in der ersten Jahreshälfte 1,3 Mrd. € kostete. Gleichzeitig leiden die margenstarken Marken Audi und Porsche massiv: Bei Porsche brach der operative Gewinn um ca. 91 % ein, bei Audi um rund zwei Drittel. Der gestiegene Anteil von Elektroautos – derzeit besonders niedrig margenstark – drückt zusätzlich auf die Profitabilität.

Faktoren für die aktuelle Entwicklung

  1. Handelskonflikt USA–EU – Die hohen Zölle treffen VW besonders schwer, da Audi und Porsche ausschließlich exportieren, ohne eigene US-Produktion. Die Belastung summierte sich auf 1,3 Mrd. € im H1 2025.
  2. Restrukturierungskosten – VW plant bis 2030 den Abbau von 35.000 Stellen, verbunden mit Transformationskosten bei Digitalisierung und Elektromobilität (u.a. Cariad).
  3. Margenverflachung durch EV – Der Elektro­anteil im Portfolio wächst: EV-Verkäufe stiegen um 47 % auf 465.500 Einheiten, doch mit deutlich geringeren Margen.
  4. Marktschwäche in China & USA – Die USA verzeichneten Liefer­rückgang von 16 % (bzw. –10 % Umsatz), China stagnierte oder sank leicht; Europa und Südamerika zeigten geringe Zuwächse.

Prognose und Ausblick

Volkswagen hat die Jahresprognose deutlich gesenkt: Erwartete operative Marge nur noch 4–5 % (statt zuvor 5,5–6,5 %), Umsatz auf Vorjahresniveau statt +5 % Wachstum. Der Automotive-Nettocashflow bleibt mit 1–3 Mrd. € deutlich unter der vorherigen Erwartung (2–5 Mrd.). Entscheidend für die zweite Jahreshälfte wird sein, ob US-EU-Handelsgespräche zu einer Senkung der Zölle auf etwa 15 % führen – ein Deal bis 1. August wäre positiv für VW und die Branche.

Auswirkungen auf Investoren und Börsen

Investoren reagieren bereits: Die Aktie fiel kurzfristig bis zu 4–5 %, konnte sich aber etwas erholen, nachdem der Guidance-Cutmarkt bereits eingepreist war. Die deutsche Autoindustrie insgesamt könnte 2025 mehr als 10 Mrd. € Cashflow verlieren – VW allein etwa 3,5 Mrd. € gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen sind Aktionäre der Premium-Marken: Gebühren für Stellenabbau und Investitionen belasten das Ergebnis. Die starke EV-Expansion verhindert gleichbleibendes Wachstum, allerdings zeigt sich langfristiges Potenzial durch den Transformationskurs.

Handelsempfehlung

  • Rating: Neutral / Hold
  • Kursziel kurzfristig (6–12 Monate): 115 € (Statisches Potenzial ± 2 %)
  • Kursziel langfristig (12–24 Monate): 120 € (Potenzielles Aufwärtspotenzial von ca. 15 %)

Begründung:

  • Die Aktie spiegelt bereits die Guidance‑Kürzung wider.
  • Bei stabilem oder leicht sinkendem Zinsumfeld und Aussicht auf Zollsenkung bleibt das Ergebnis gedämpft.
  • Werden Zölle reduziert (z. B. auf 15 %) und setzt VW Restrukturierung effizient um, ist eine moderate Erholung möglich.
  • Wenn Handelsgespräche scheitern oder der EV-Wettbewerb aus China intensiver wird, droht Kurspotential nach unten.

Mögliche Katalysatoren

  • Zollverhandlungen EU–USA: Ein Handelsabkommen könnte Zölle um zwei Drittel reduzieren.
  • US-Produktionsoffensive für Audi und Porsche: Reduziert Zollkosten.
  • Beschleunigte Effizienzprogramme: Geringere Kosten einmaliger Umstrukturierungen.
  • Markterholung in China: Rückkehr zum Wachstum dort beflügelt Erträge.
  • Preissteigerung bei EV-Modellen mit höherer Marge.

Vergleichbare Aktien

  • BMW / Mercedes-Benz: Teilen ähnliche Belastungen durch US-Zölle; auch dort sinkende Automotive-Cashflows prognostiziert – BMW: von 4,8 Mrd. auf 4,4 Mrd. €, Mercedes von 9,4 Mrd. auf 3 Mrd. € Cashflowverlust.
  • Stellantis / Volvo: Stellantis verlor ca. 300 Mio. € im H1, wächst aber weniger stark in EV & Premium.
  • Chinese OEMs wie BYD: Profitieren im Marktumfeld; VW muss im EV‑Wettbewerb nachziehen.

Fazit / Zusammenfassung

Volkswagen durchlebt 2025 einen denkbar schwierigen Transformationsprozess: US-Zölle, schwache Premium-Töchter und hohe Restrukturierungskosten drücken das Ergebnis. Die stark wachsenden EV‑Verkäufe sind zwar ein Lichtblick, aber kurzfristig margenschwach. Die neue Guidance spiegelt Realität wider: stagnierende Umsätze, reduzierte Marge, geringer Cashflow. Die Chancen drehen sich um den Ausgang der Handelsgespräche mit den USA: Ein Zollabkommen könnte den Turnaround einleiten. Für Anleger gilt: Halten ist momentan die pragmatische Empfehlung – mit moderatem Potenzial bei positiven Signalen, aber auch klaren Risiken im Rückfall-Szenario.

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