Nach monatelanger Spannungen haben die USA und die EU sich Ende Juli 2025 auf einen Zolldeal geeinigt: Die ursprünglich angedrohten 30 % – teils sogar 27,5 % bei Autoexporten – wurden auf 15 % gesenkt. Diese Einigung verschafft den Märkten kurzfristig Erleichterung – doch sie bringt Gewinner und Verlierer: Während einige Sektoren im Aufwind sind, bleiben strukturelle Risiken bestehen.
Analyse der aktuellen Lage
Die Ankündigung des 15 %-Tarifs auf EU-Importe führte zu starken Kurssprüngen:
- Europaweit stieg der Stoxx 600 um bis zu 0,8 %, der DAX um 0,7 %, der CAC 40 um 1,1 %.
- Im Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq konnten die Futures anziehen und neue Rekorde erklimmen.
- Gold und andere sichere Häfen gaben nach: Gold fiel auf ein Drei-Wochen-Tief, da sich das Risikoappetit erhöhte.
- Der US-Dollar stärkte sich leicht, während Anleiherenditen leicht anzogen: US-10‑Jahresrendite rund 4,41 %.
Faktoren für die Situation
- Tarifreduktion von 30 % auf 15 %: Planungssicherheit statt drohender Eskalation – wenn auch kein Nulltarif.
- EU-Investitionsversprechen: Verpflichtung von rund 600 Mrd. USD Investitionen in den USA sowie 750 Mrd. USD für Energieimport.
- Selektive Branchenlasten: Während Autos, Pharma und Halbleiter integriert sind, bleiben Stahl, Aluminium und Spirituosen außen vor oder mit höheren Zöllen belegt.
Chancen und Risiken für Investoren
Chancen:
- Gewinnaussichten in exportorientierten europäischen Branchen wie Automobil, Pharma und Halbleiter verbessern sich spürbar – Aktien wie Volkswagen, Porsche, Roche oder Novo Nordisk stiegen deutlich.
- US-Versorger und Energiewerte profitieren vom EU-Investitionspaket und stabileren Handelsbeziehungen.
Risiken:
- Zölle bleiben hoch im Vergleich zu Vor-2025 Niveau (ca. 2–3 %) und dämpfen Konsum und Investitionen.
- Autoaktien trotz Erleichterung schwächer: BMW und Mercedes verloren, da viele Details der Vereinbarung unklar bleiben oder bereits eingepreist waren.
- Makro-Risiken bleiben: Inflation durch höhere Preise, weiterhin hohe Zinsen und geopolitische Spannungen – etwa mit China oder Stahl-/Aluminium.
Prognose und Ausblick
Kurzfristig bleibt Marktstimmung stabil bis positiv, vor allem, solange Handelsgespräche mit weiteren Partnern (Mexiko, Südkorea, China) Fortschritte zeigen. Mittelfristig könnte das Wachstum durch strukturellen Verlust von Exportvolumen und steigende Inputpreise gedämpft bleiben. Die EZB und Fed dürften zunächst keine Zinssenkungen vornehmen – für Rückschläge bei Konjunktur oder neue Eskalationen bleibt wenig Puffer.
Profiteure und Verlierer im Überblick
Kategorie | Gewinner | Verlierer |
---|---|---|
Branchen | Auto (EU-Aktien), Pharma, Halbleiter | Stahl, Aluminium, Spirituosen |
Aktienbeispiele DE | Volkswagen, Porsche, Roche, Novo Nordisk | Heineken (Bierexport), Stahlunternehmen |
Rohstoffe/Devisen | Öl steigt (spekulative Dynamik) | Gold fällt, Euro schwächelt |
Geografisch | EU Exportwerte, US Infrastruktur- & Energiewerte | EU-Importlasten, US-Konsumenten bei Preissteigerung |
Handelsempfehlung (Sample)
- Rating: Overweight für europäische Automobil‑ und Pharmaaktien, Neutral für Gold, Overweight für US-Energie/Ausrüster.
- Handel:
- Vorteilhaft: Long Volkswagen (VOW.DE), Porsche, Novo Nordisk, Roche – profitieren direkten von Erleichterung und Tarifklarheit.
- Vermeiden: Stahlwerte, Spirituosenhersteller (z. B. Anheuser‑Busch InBev, Heineken).
- Alternative: US-Energieinfrastruktur oder Investitionswerte wie Halliburton, Schneider Electric – je nach Exposure.
- Zielkurse:
- VW: 160 €, Potenzial 8–10 % auf 6–12 Monate,
- Porsche: 110 €, Potenzial +12 % langfristig,
- Novo Nordisk / Roche: Kursplus 5–8 %.
Fazit
Der Zolldeal zwischen USA und EU verschafft Klarheit und kurzfristige Erleichterung – für Anleger ebenso wie Unternehmen. Doch der Kompromiss bleibt unvollständig: Nachhaltiges Wachstum bleibt durch hohe Zölle und strukturelle Belastungen bedroht. Für Investmentstrategien gilt: selektiv bleiben, Branchen mit kurzfristigem Rückenwind (Auto, Pharma, Halbleiter) selektiv gewichten und defensive oder rohstoffgebundene Titel eher meiden.