Abhängig von Taiwans Chip-Giganten: Die Magnificent 7 und ihr TSMC-Risiko

Die bekanntesten Tech-Aktien der Wall Street – oft „Magnificent 7“ genannt – verdanken einen großen Teil ihres Erfolgs einem unscheinbaren Unternehmen auf der Insel Taiwan. Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) fertigt die fortschrittlichsten Halbleiterchips der Welt und ist damit zur unsichtbaren Lebensader von Apple, Nvidia, Microsoft, Amazon, Meta, Alphabet und Tesla geworden. Doch diese Abhängigkeit birgt erhebliche Gefahren: Sollte TSMC aufgrund geopolitischer Spannungen – etwa einer Eskalation um Taiwan – ausfallen, stünde nicht nur die Tech-Branche still. Auch der S&P 500 Index und die globale Wirtschaft könnten ins Wanken geraten. Dieses Szenario wirft die Frage auf, ob wir es bei den Magnificent 7 mit einer riskanten Blase zu tun haben, die durch den Engpass Taiwan jederzeit platzen könnte.

TSMC: Monopolist für modernste 3- und 4-nm-Chips

TSMC hat sich als nahezu monopolistischer Auftragsfertiger für High-End-Chips etabliert. Über 60 % des weltweiten Foundry-Marktes entfallen auf den taiwanischen Konzern, und bei hochintegrierten Prozessoren der neuesten Generation (3-nm- und 4-nm-Technologie) ist TSMC praktisch konkurrenzlos. Morris Chang, der inzwischen pensionierte Gründer von TSMC, trennte früh Chip-Design und -Produktion – ein Modell, das der Industrie über Jahrzehnte extreme Effizienz bescherte. Heute lassen nahezu alle großen Chipentwickler ihre Prozessoren von TSMC fertigen, anstatt Milliarden in eigene Fabriken (Fabs) zu investieren.

Dieses Geschäftsmodell hat TSMC zu einem Schlüsselglied der globalen Lieferkette gemacht: Über ein Billion Halbleiterchips laufen pro Jahr von TSMCs Bändern – vom Smartphone-Prozessor bis zum KI-Beschleuniger. „Nehmen Sie irgendein modernes Gerät auseinander – die Chance ist groß, dass der zentrale Chip darin von TSMC stammt“, fasst es ein Branchenkenner zusammen. Experten schätzen, dass Taiwan – vor allem dank TSMC – für 80–90 % der weltweit modernsten Halbleiterfertigung verantwortlich ist. Bei der 3-nm-Technologie kontrolliert TSMC sogar über 90 % Marktanteil. Diese Technologieführerschaft verdankt das Unternehmen gigantischen Investitionen: In den letzten Jahren pumpte TSMC rund 30 Milliarden US-Dollar jährlich in neue Fertigungsmethoden – mehr als jeder Konkurrent außer Samsung. Modernste Lithografie-Anlagen (EUV-Belichter) kosten inzwischen über 300 Millionen Dollar pro Stück und ganze Werke verschlingen zweistellige Milliardenbeträge. Entsprechend unerreicht ist TSMCs Fertigungs-Know-how – und entsprechend abhängig sind die Tech-Giganten vom Output dieser taiwanischen Fabriken.

Technologische Dominanz ohne Ersatz: Samsung und Intel bleiben zurück

Andere Chipproduzenten schaffen es bislang nicht, TSMC auf den höchsten Technologiestufen Paroli zu bieten. Samsung, der südkoreanische Elektronikriese, betreibt zwar ebenfalls 3-nm-Fabs – doch laut Berichten liegt die Ausbeute (Yield) dort mit rund 50 % funktionierender Chips pro Wafer weit hinter TSMCs 90 %. Das hat Konsequenzen: Google etwa wandert mit seinem kommenden Pixel-Phone-Chip von Samsung zu TSMC ab, um von der höheren Zuverlässigkeit bei 3 nm zu profitieren. Auch Qualcomm und AMD meiden zunehmend Samsungs Fertigung und setzen – wie Apple und Nvidia – auf TSMCs bewährte Prozesse. Für Samsung wird es so schwieriger, Großaufträge zu gewinnen, während TSMC seine dominante Stellung bei Spitzenchips weiter festigt.

Intel, lange Zeit selbst führender Hersteller, hat den Anschluss an TSMC und Samsung in der Fertigungstechnologie verloren. Die einstige Nummer eins kämpft noch mit der Einführung ihrer 7-nm- und 4-nm-Prozesse (bei Intel als „Intel 7“/„Intel 4“ bekannt) und will erst 2025/26 mit „Intel 18A“ auf Augenhöhe mit TSMCs 2-nm-Technik kommen. Ob dieser Sprung gelingt, ist offen – Analysten warnen vor Verzögerungen. Pikant: Selbst Intel greift für einige Chips mittlerweile auf TSMC zurück. So lässt der Konzern bestimmte Grafik- und Mobil-Prozessorsegmente bei TSMC fertigen, weil die eigenen Fabs (noch) nicht liefern können. Kurzum: Kein westliches Unternehmen kann derzeit die Fertigungslücke schließen, sollte TSMC ausfallen. Weder Samsung noch Intel verfügen über die Kombination aus technologischer Reife, Kapazität und Zuverlässigkeit, um von heute auf morgen die Versorgung mit 3- oder 4-nm-Chips sicherzustellen.

Die „Magnificent 7“ hängen am Tropf von TSMC

Während TSMC im Verborgenen zum Titan der Chipwelt aufstieg, fuhren an den Börsen sieben US-Technologieunternehmen schwindelerregende Erfolge ein. Apple, Nvidia, Amazon, Microsoft, Meta (Facebook), Alphabet (Google) und Tesla – wegen ihrer Marktmacht als „Magnificent 7“ bezeichnet – dominieren inzwischen die amerikanischen Aktienindizes. Was weniger bekannt ist: All diese Konzerne sind in kritischen Bereichen auf TSMCs Chips angewiesen.

Besonders Apple und Nvidia dienen als Paradebeispiele dieser Abhängigkeit. Apple lässt seine wichtigsten Prozessoren – vom iPhone-Chip (A17 Bionic) bis zum Mac-Chip (M-Serie) – vollständig bei TSMC produzieren. Erst vor wenigen Wochen brachte Apple das erste kommerzielle 3‑nm-SoC der Welt auf den Markt, gefertigt exklusiv in TSMCs modernster Fabrik. Apple ist damit zugleich TSMCs größter Einzelkunde und sorgte 2023 für rund 25 % des TSMC-Umsatzes.

Noch rasanter wuchs zuletzt Nvidia zum TSMC-Abnehmer auf. Der Spezialist für Grafik- und KI-Chips bezieht seine High-End-GPUs – wie die begehrten KI-Prozessoren H100 – fast ausschließlich von TSMC. Nach einem kurzen „Flirt“ mit Samsung im Jahr 2020 (als ein Nvidia-Chip dort in 8 nm produziert wurde) kehrte man reumütig zu TSMC zurück. Die neueste GPU-Generation (Ada Lovelace) wird wieder im taiwanischen 4‑nm-Prozess gefertigt. Nvidia-Gründer Jensen Huang betont offen, dass sein Unternehmen ohne TSMC nicht existieren würde. Laut Schätzungen könnte Nvidias Anteil am TSMC-Umsatz von bisher rund 10 % auf über 20 % im Jahr 2025 steigen – und damit Apples Spitzenposition einholen. Gemeinsam könnten Apple und Nvidia in zwei Jahren also fast die Hälfte von TSMCs Geschäft stellen.

Doch nicht nur diese zwei: Amazon entwickelt eigene Chips für seine AWS-Rechenzentren (Graviton- und Trainium-Prozessoren), die bei TSMC gefertigt werden. Google/Alphabet produziert KI-Beschleuniger (TPUs) und Smartphone-Chips (Tensor) – ebenfalls in TSMC-Technik. Meta und Microsoft kaufen massenhaft TSMC-basierte Chips (sei es von Nvidia oder anderen) für ihre KI- und Cloud-Infrastrukturen ein. Tesla setzt in seinen Fahrzeugen spezielle KI- und FSD-Chips ein, für deren neueste Generation Brancheninsider ebenfalls TSMC als Fertiger nennen. Kurzum: Von den „glorreichen Sieben“ kommt keiner ohne TSMC aus. Große Chipdesigner wie Amazon, Nvidia oder Microsoft sind nahezu komplett von externen Auftragsfertigern abhängig – und damit größtenteils von Taiwan.

Schwergewicht im S&P 500 – und verwundbar für Schocks

Die immense Börsenbewertung der Magnificent 7 macht ihre TSMC-Abhängigkeit zu einem systemischen Risiko. Zusammengenommen repräsentieren diese sieben Aktien inzwischen knapp 30–35 % der Marktkapitalisierung des gesamten S&P 500 Index. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag ihr Anteil noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Insbesondere Nvidia sticht heraus – befeuert vom KI-Boom hat sich der Börsenwert des Grafikspezialisten in kurzer Zeit vervielfacht. Im Juli 2025 erreichte Nvidia zeitweise eine Marktkapitalisierung von 3,9 Billionen US-Dollar und überholte damit sogar Apple als wertvollstes Unternehmen der Welt. Mittlerweile ist Nvidia das größte Einzelgewicht im S&P 500 – der Chip-Designer macht allein etwa 7 % des Index aus. Zum Vergleich: Apples Gewicht beträgt rund 6,3 %, Microsoft liegt bei etwa 6,3 %. Diese drei zusammen – alle hochgradig von TSMC-Chips abhängig – stellen also gut ein Fünftel des wichtigsten Aktienbarometers der USA.

Für Anleger und Fonds bedeutet das: Der gesamte US-Aktienmarkt ist stark an die Schicksale einiger weniger Tech-Konzerne und deren Chip-Nachschub gekoppelt. Gerät TSMC ins Straucheln, hätte dies direkte Auswirkungen auf die Kursentwicklung dieser Schwergewichte – und somit auf Millionen von Investmentdepots, Indexfonds und Pensionskassen weltweit. Schon kleinere Störungen können für Volatilität sorgen. So verlor TSMC im Juli 2024 an einem einzigen Tag 3 % an Wert (über 20 Mrd. $ Marktkapitalisierung), nachdem der damalige US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump Taiwan für den „Verlust der US-Chipindustrie“ verantwortlich machte. Anleger fürchteten verschlechterte Beziehungen zwischen Washington und Taipei – und damit Risiken für TSMCs Geschäft. Zwar holte der Kurs die Verluste später wieder auf, doch der Vorfall unterstrich die Nervosität des Marktes, wenn es um Taiwans Sicherheit geht.

„Silicon Shield“ in Gefahr: Was bei einer Taiwan-Krise droht

Taiwans de-facto-Monopol bei Spitzenchips wird oft als „Silicon Shield“ bezeichnet – als technologische Absicherung, die vor einem chinesischen Angriff schützen soll. Die Theorie: Die Welt (insbesondere die USA und China) sei so abhängig von TSMC-Chips, dass niemand ernsthaft eine Zerstörung dieser Infrastruktur riskieren könne. Doch diese Hoffnung würde im Ernstfall einem eiskalten Realitätstest unterzogen. Wie dramatisch ein Ausfall TSMCs wäre, hat Bloomberg Economics berechnet: Eine Invasion Taiwans und der daraus folgende Lieferstopp für TSMC-Chips könnten rund 10 % der globalen Wirtschaftsleistung auslöschen. Zum Vergleich: Das wäre mehr als doppelt so viel wie der Einbruch während der Finanzkrise 2008/09.

Der Grund: In praktisch jedem Wirtschaftssektor würden binnen Wochen die Bänder stillstehen. Ohne Nachschub an Halbleitern aus Taiwan könnten Autobauer keine Steuergeräte mehr einbauen, Smartphone-Hersteller keine neuen Modelle ausliefern und Cloud-Anbieter keine Rechenzentren erweitern. „Ein chinesischer Angriff auf Taiwan würde die Weltwirtschaft schockgefrieren lassen“, warnt etwa der deutsche Halbleiter-Präsident Gunther Kegel. Schon die Chipknappheit 2021 habe gezeigt, wie empfindlich Industrien auf Verzögerungen reagieren – ein Totalausfall wäre ungleich gravierender.

Für die Magnificent 7 wäre ein TSMC-Stopp ein GAU. Apple müsste die Produktion von iPhones, iPads und Macs drastisch zurückfahren, da die zentralen Chips fehlen. Nvidia könnte keine neuen Grafikkarten oder KI-Prozessoren mehr liefern – ein Albtraum, da die Nachfrage nach KI-Hardware schon jetzt größer ist als das Angebot. Tesla liefe Gefahr, zentrale Komponenten für autonomes Fahren nicht mehr zu erhalten. Amazon, Google, Meta und Microsoft stünden beim Ausbau ihrer Rechenzentren auf einmal ohne die notwendigen Beschleuniger-Chips da. Die Aktienkurse dieser Konzerne würden aller Wahrscheinlichkeit nach im freien Fall übergehen – allein schon, weil Anleger eine längere Unterbrechung der Wertschöpfung und womöglich dauerhafte Schäden einpreisen müssten.

Auch außerhalb der Tech-Welt wären die Folgen massiv: Vom Maschinenbau bis zur Energiewirtschaft sind moderne Chips unverzichtbar. Eine Studie des britischen Think-Tanks Royal United Services Institute schätzt, dass ein militärischer Konflikt um Taiwan eine weltweite Lieferkettenkrise auslösen würde, die jene der Pandemie bei weitem übertrifft. Regierungen in Washington, Berlin oder Peking müssten notfallartig reagieren – etwa mit Rationierungen und Unternehmenshilfen – um die ersten Monate zu überstehen. Und die Börsen? Würden einen historischen Einbruch erleben. Einige Experten halten einen Crash analog zur Finanzkrise 1929 für möglich, sollten die Tech-Giganten – inzwischen tragende Säulen der Aktienindizes – ins Bodenlose stürzen.

Wettlauf um neue Kapazitäten: Kommt die Chip-Wende in den USA?

Angesichts dieser Gefahren läuft im Hintergrund bereits ein Wettlauf, um die TSMC-Abhängigkeit zu verringern. In den USA und Europa wurden milliardenschwere Chips-Programme gestartet, um Halbleiterfertigung vor Ort aufzubauen. TSMC selbst ist involviert: Auf Drängen der US-Regierung investiert der Konzern rund 40 Mrd. $ in zwei moderne Werke in Arizona (USA). Eines der Werke soll Chips in 4‑nm-Technik produzieren, das zweite ab 2026 sogar in 3 nm. Allerdings steht das prestigeträchtige Projekt unter keinem guten Stern. Fachkräftemangel, höhere Kosten und Bauverzögerungen haben den Zeitplan bereits durcheinandergewirbelt. Ursprünglich sollte die erste Fabrik Ende 2024 in Betrieb gehen; inzwischen verschob TSMC den Produktionsstart auf 2025. Man habe Schwierigkeiten, genügend qualifizierte Ingenieure und Techniker in den USA zu finden, gestand TSMC-Chairman Mark Liu – mittlerweile werden Hunderte Spezialisten aus Taiwan eingeflogen, um die Belegschaft vor Ort zu schulen. Zusätzlich belasten gewerkschaftliche Auseinandersetzungen und bürokratische Hürden den Bau. Zwar erwartet TSMC staatliche US-Fördergelder von über 5 Mrd. $, doch selbst mit diesen Subventionen bleiben die Produktionskosten in Amerika deutlich höher als in Asien.

Auch Intel investiert zweistellige Milliardenbeträge, um neue Fabs in Arizona, Ohio und Deutschland hochzuziehen – teils mit üppigen Zuschüssen. Samsung baut in Texas eine Chipfabrik aus und erwägt weitere Standorte in den USA. Und in Europa entsteht mit EU-Förderung u.a. in Sachsen (Dresden) eine neue TSMC-Fab, während Intel in Magdeburg baut. Doch all diese Kapazitäten werden frühestens mittelfristig einsatzbereit sein. Bis Ende dieses Jahrzehnts dürfte Taiwan der dominante Fertigungsstandort bleiben. Selbst wenn die neuen Werke anlaufen, werden sie zunächst meist ältere Technologien (5 nm und größer) bedienen – echte 3-nm-Massenproduktion außerhalb Taiwans ist bis auf Weiteres nicht in Sicht.

Die geografische Diversifizierung ist also auf gutem Weg, aber sie braucht Zeit, Geld und Expertise. Branchenveteran Morris Chang zweifelt offen am Erfolg dieser Strategie: Die Verlagerung der Halbleiterfertigung in den Westen sei „eine höchst kostspielige Übung in Sinnlosigkeit“, sagte der TSMC-Gründer bereits 2021 – zu tief verwurzelt sei das Ökosystem in Asien. Zumindest kurzfristig behält Chang recht: TSMCs modernste Kapazitäten bleiben Taiwans „Kronjuwelen“, die sich nicht einfach klonen lassen. Das bedeutet: Die extreme Klumpenrisiko – ein einziger Hersteller, ein Standort – bleibt der Tech-Welt bis auf Weiteres erhalten.

Blase mit Nadelspitze: Droht ein Platzen durch den Taiwan-Engpass?

Angesichts schwindelerregender Bewertungen der Magnificent 7 drängt sich die Frage auf, ob hier eine Marktblase entstanden ist, die durch den Taiwan-Engpass jäh zum Platzen gebracht werden könnte. Viele Profi-Investoren zeigen sich jedenfalls zunehmend nervös. Parallelen zur Dotcom-Bubble der Jahrtausendwende werden offen gezogen: „Wir befinden uns im Prinzip im Jahr 1999 – bis die Blase platzt,“ warnt etwa Oliver Blackbourn, Portfolio-Manager bei Janus Henderson. Die Kursexplosion insbesondere bei KI-Titeln wie Nvidia sei von „irrationalem Überschwang“ getrieben, stellt der Vermögensverwalter Amundi fest. Seit Anfang 2023 hat sich der Nasdaq-100-Index (dominiert von den Magnificent 7) zeitweise mehr als verdoppelt. Nvidia brachte es zwischenzeitlich auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 40, trotz aller tatsächlich glänzenden Geschäftszahlen. „Die großen KI-Firmen jagen alle einem Markt hinterher, den es so noch gar nicht gibt“, kritisiert Simon Edelsten von Goshawk Asset Management – die Wahrscheinlichkeit, dass der Boom sich als Bust entpuppt, schätzt er als „sehr hoch“ ein.

Allerdings trauen sich nur wenige Investoren, gegen diese Superstars zu wetten. Stattdessen versuchen viele, sich subtil abzusichern, ohne die KI-Party komplett zu verlassen. So verlagern einige Fonds schrittweise Gelder von überteuerten Big-Tech-Aktien in zweite Reihe, etwa in Zulieferer der KI-Industrie. Ein Beispiel: Der französische Asset Manager Carmignac hat Gewinne bei Nvidia & Co mitgenommen und in den taiwanischen Maschinenbauer Gudeng Precision umgeschichtet – jener stellt Spezial-Equipment für TSMC und andere Chipfabriken her. Damit setzen die Franzosen indirekt weiter auf das AI-Wachstum, aber mit etwas Puffer, falls die großen US-Titel korrigieren. Andere Hedging-Strategien reichen von Investitionen in Uran (als Wette auf den Energiehunger künftiger KI-Rechenzentren) bis hin zu klassischen Short-Positionen und Sektor-Rotation in defensivere Werte.

Trotzdem bleibt das Kernproblem: Sollte der „eine Punkt des Versagens“ – TSMC in Taiwan – wegfallen, gibt es kein wirkliches Entkommen. Dann würden nicht nur einzelne Aktien crashen, sondern das Vertrauen in die gesamte Tech-betriebene Wachstumsstory erschüttert. Ein solcher Schock würde sich wellenartig auf die Gesamtmärkte übertragen. „Wenn die AI-Aktien abstürzen, könnte das die US-Wirtschaft mit nach unten ziehen“, warnt Blackbourn – entsprechend hat er begonnen, US-Tech-Positionen mit europäischen Titeln und Gesundheitswerten abzusichern.

Ist die Magnificent-7-Rallye also eine massive Blase, die nur auf das Nadelöhr TSMC wartet? Möglich ist es. Noch spielen viele Marktteilnehmer das Spiel mit, in der Hoffnung, rechtzeitig den Absprung zu schaffen. Doch das Beispiel TSMC zeigt, wie verletzlich die gefeierten Tech-Giganten in Wahrheit sind: Ihre Innovationskraft und Profitabilität hängt am funktionierenden Netz globaler Lieferketten – und dieses Netz konzentriert sich im Bereich der Spitzenchips auf einen einzigen Hotspot. Sollte dieser Knoten reißen, dürfte sich herausstellen, wie viel Substanz die schwindelerregenden Börsenbewertungen wirklich haben.

Fazit

Die Abhängigkeit der amerikanischen Tech-Elite von TSMC ist zweischneidig. Einerseits ermöglicht der taiwanische Spezialist überhaupt erst den rasanten Fortschritt von KI, Smartphones und Cloud-Computing – und damit das Wachstum von Apple, Nvidia & Co. Andererseits gleicht diese Konzentration auf einen Standort einem Klumpenrisiko historischen Ausmaßes. Politische Spannungen zwischen China und den USA haben zuletzt weiter zugenommen, was das „Taiwan-Risiko“ schleichend erhöht. Noch honoriert der Markt die glänzenden Aussichten der Magnificent 7 und blendet potenzielle Störfaktoren großzügig aus – doch die Mahnungen mehren sich, dass sich hier ein Ungleichgewicht aufgebaut hat. Ob wir eine Blase erleben, die bald platzt, oder eine neue Ära dauerhaften Tech-Wachstums, wird wesentlich davon abhängen, wie robust die Verwundbarkeit an der Chip-Front gemanagt wird. Fest steht: TSMC bleibt vorerst das Herz der Halbleiterwelt, und an seinem reibungslosen Schlagen hängen Wohl und Wehe der Tech-Märkte – im Guten wie im Schlechten.

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