Die Deutsche Bank hat im zweiten Quartal 2025 ihren höchsten Gewinn seit 2007 erzielt und damit überraschend die Marktprognosen übertroffen. Ein Ergebnis von etwa 1,49 Mrd € Nettogewinn lässt aufhorchen – und beflügelt die Aktie, die im Jahresverlauf bereits über 50 % zugelegt hat. Doch hinter dem Erfolg stecken strukturelle Veränderungen und noch offene Fragen: Wie belastbar ist das neue Geschäftsmodell, und welche Perspektiven ergeben sich daraus für Investoren?
Aktuelle Lage
Die Zahlen sprechen für sich: Ein Vorsteuergewinn von ca. 2,4 Mrd € im Q2 2025 markiert einen Sprung von über 30 % gegenüber dem Vorjahr – trotz des Wegfalls milliardenschwerer Rückstellungen rund um die Postbank-Akquisition. Die Einnahmen stiegen um rund 3 % auf 7,8 Mrd €, während sich die Kosten deutlich gegenüber dem schwachen Vorjahr verbesserten. Das Resultat: eine Cost-Income-Ratio von unter 63 % und eine CET1-Kapitalquote von 14,2 %. Damit erfüllt die Bank das Ziel einer Return on Tangible Equity (RoTE) von über 10 %, das sie konsequent verfolgt.
Faktoren für die aktuelle Entwicklung
- Rückgang der Sonderlasten: Vorjahresbelastungen durch Postbank-Rückstellungen entfielen, was einen zentralen Posten der Gewinnsteigerung ausmachte.
- Starkes Fixed-Income & Currency (FIC) Geschäft: Dieses Segment verzeichnete ein Umsatzplus von 11 % – Investmentbanking setzt zunehmend auf stabile Handelserträge.
- Kostenmanagement: Operative Ausgaben sanken deutlich, effizientere Strukturen reduzieren Kosten.
- Robuste Kapitalbasis: Die Eigenkapitalquote übertrifft regulatorische Mindestanforderungen und schafft Spielraum für Aktienrückkäufe und Dividenden.
- Marktumfeld mit Rückenwind: Positive europäische Börsenentwicklungen, Vorteile durch US‑EU Handelsentspannung und Zinssteigerungen stärken die Rahmenbedingungen.
Prognose & Ausblick
Kurzfristig (3–6 Monate):
Die Aktie dürfte durch starke Quartalszahlen und Kapitalmaßnahmen wie geplante Buybacks weiterhin Unterstützung erfahren. Das Sentiment bleibt positiv.
Langfristig (6–12 Monate):
Wenn die Bank ihre Strategie weiter durchzieht – Ausbau stabiler Ertragsquellen, Risikominimierung, Effizienzsteigerung – könnte der Aktienkurs nachhaltig reüssieren. Risiken wie volatile Handelserträge oder europäische Regulierungsänderungen bleiben offen.
Auswirkungen auf Investoren & Börsen
- Die Deutsche-Bank-Aktie übertrifft europäischen Bankensektor deutlich: +57 % YTD gegenüber +40 % im Sektor.
- Shared-Rating der Bankenbranche profitiert: Viele Banken, insbesondere europäische, profitieren von Zins- und Handelsdynamiken.
- Analysten sehen Nachholpotenzial – Bewertung liegt bei P/B rund 0,6, deutlich unter Peer-Durchschnitt von 1,25.
Handelsempfehlung
- Rating Deutsche Bank (DB): Buy / Overweight
- Kursziel: 34 € (aktueller Kurs ca. 28 €), Potenzial +20 % in 6–12 Monaten
- Zeithorizont: kurzfristig (3–6 Monate) und langfristig (6–12 Monate) positiv
- Katalysatoren für Kursanstieg: weitere operative Verbesserungen, regulatorische Stabilität, Kapitalmaßnahmen wie Aktienrückkäufe, ETF‑Inclusion oder Dividendenerhöhungen sowie günstige Zinsentwicklung in Europa.
Vergleichbare Bankenwerte
- BNP Paribas: Ebenfalls stark im FIC und Effizienz, jedoch bei höherer Bewertung (P/B ~1).
- Santander: Solide Kapitalbasis mit Buyback-Programm, aber geringere RoTE.
- Barclays / UBS: Fokus auf Wealth-Management – höhere Bewertungen, weniger Abhängigkeit vom Trading‑Geschäft.
Fazit
Die Deutsche Bank präsentiert sich nach einem radikalen Turnaround operativ deutlich stärker. Die Kombination aus stabilem Kapital, gesteigerten Erträgen, straffem Kostenmanagement und starken Trading-Umsätzen machen das Papierzielt von 34 € realistisch. Trotz bestehender Risiken – u. a. volatile Märkte und Abhängigkeit vom Handel – ist die Aktie im aktuellen Bewertungsumfeld eine überzeugende Investmentchance mit Buy‑Empfehlung (Overweight). Anleger sollten jedoch die Geschäftsentwicklung weiterhin aufmerksam beobachten und bei nachlassender Performance neu bewerten.