Mercedes-Benz hat im zweiten Quartal 2025 einen herben Gewinneinbruch erlitten: Das operative Ergebnis brach um über 50 % ein, gleichzeitig senkte der Konzern die Margeprognose für das Jahr deutlich. Im Zuge hoher US-Importzölle, global sinkender Nachfrage und Effizienzmaßnahmen reagiert das Management mit klaren Anpassungsstrategien – die Aktie reagiert mit Kursverlusten. Im Folgenden beleuchten wir Ursachen, Chancen, Risiken und leiten eine fundierte Handelsempfehlung ab.
Analyse der aktuellen Lage
Im Q2 2025 fiel das bereinigte EBIT auf rund 1,99 Mrd. €, nach rund 4 Mrd. € im Vorjahr – ein Einbruch von etwa 50–55 %. Der Konzernumsatz sank um 9‑10 % auf 33,2 Mrd. €, die Nettogewinne fielen auf rund 957 Mio. €. Die operative Marge der Pkw-Sparte fiel von über 10 % auf 5,1 %, belastet durch US-Zölle und Effizienzmaßnahmen. Trotz der starken Belastung stieg der industrielle Free Cash Flow um etwa 14 % auf 1,87 Mrd. € – ein Lichtblick in turbulenter Zeit.
Faktoren für die aktuelle Entwicklung
- US-Importzölle: Seit April gelten 27,5 % Zoll auf EU-Autoexporte in die USA. Der resultierende Margenabzug beträgt allein rund 360 Mio. € im Pkw-Geschäft. Ohne Zoll läge die MARGE bei 6,6 % anstelle von 5,1 % .
- Marktkrise in China: Absatz in China fiel im Q2 um rund 19 %, insgesamt sanken die Verkäufe dort um etwa 14–20 % im Halbjahr. Die Konkurrenz durch lokale EV-Anbieter verschärft die Lage.
- Restrukturierungskosten und Kostenprogramme: 715 Mio. € Sondereffekte, u. a. für Personalabbau und Restrukturierungen (Argentinien) belasteten das Ergebnis zusätzlich.
- Volatile Prognoselage: Nachdem der Ausblick im Frühjahr ausgesetzt wurde, passt Mercedes nun seine jährliche Marge im Pkw-Segment auf 4–6 % nach unten an (vormals 6–8 %).
Prognose und Ausblick
Kurzfristig bleibt das Umfeld herausfordernd. Der Zolleffekt, schwache Märkte in China und Europa sowie Wettbewerb durch chinesische EV‑Player belasten weiterhin. Die erwartete Marge liegt nur bei 4–6 %, was deutlich unter dem Vorjahr (8,1 %) liegt Langfristig setzt Mercedes auf Effizienzsteigerung: Bis 2027 sollen Produktions- und Fixkosten jeweils um 10 % gesenkt werden. Gleichzeitig ist eine stärkere Lokalisierung in China und den USA geplant, um Zölle zu umgehen und marginales Geschäft zu stabilisieren
Auswirkungen auf Investoren und Börsen
Die Aktie verlor nach Veröffentlichung der Zahlen rund 1,4 % intraday und tendiert weiterhin schwächer. Analystenbewertungen bleiben uneinheitlich: JP Morgan sieht eine Overweight-Position, je nach Sichtweise; Jefferies empfiehlt Hold. Insgesamt belastet der Gewinnrückgang DAX-Autowerte und drückt auf die Stimmung im Automobilsektor – auch Volkswagen und BMW erlebten ähnliche finanzielle Rückschläge.
Handelsempfehlung
Rating: Hold / Neutral
- Kursziel kurzfristig (6–12 Monate): 55 € (aktueller Kurs ca. 52 €), Potenzial aufwärts ca. +5‑6 %.
- Kursziel langfristig (12–24 Monate): ~60 €, Potenzial +15‑18 % bei erfolgreicher Restrukturierung.
Begründung:
- Hold: Kursrückgang bereits weitgehend eingepreist, aber Rest-Risiken und Zollerfahrungen belasten weiterhin.
- Neutral: Kein klarer Kaufimpuls, aber starke Liquidität und Cashflow stabilisieren das operative Geschäft.
Mögliche Katalysatoren
- Zollreduktion oder Handelsentlastung durch neue Abkommen.
- Stärkere Erholung der Nachfrage in China oder positive Impulse beim EV-Verkauf.
- Effizienzprogramme und Kostensenkung zeigen Wirkung – Kostenreduktion bis 2027.
- Rückkäufe und Dividendenstrategie – freier Cashflow bleibt robust.
Vergleichbare Aktien
- Volkswagen: Ähnliche Margin-Presse, aber mit stärkerem EV-Portfolio und günstigeren Bewertungen.
- BMW: Investiert in neue EV-Fertigung in den USA und China, aber ebenfalls zollanfällig.
- Porsche AG: Extrem hoher Margenrückgang, aber Premiumpreisstrategie stabilisiert langfristig.
Fazit
Mercedes-Benz durchläuft 2025 ein schwieriges Geschäftsjahr mit tiefgreifendem Gewinneinbruch durch Zölle, Marktabschwächung – insbesondere in China – und Restrukturierungslasten. Dennoch bleibt der Free Cash Flow solide, und das Unternehmen reagiert mit klaren langfristigen Effizienzprogrammen. Für Anleger heißt das: Hold / Neutral, mit leichtem Potenzial nach oben, aber weiterhin signifikanten Risiken. Eine gezielte Wiedereinstiegsstrategie bei unveränderter Makro-Situation kann sich mittelfristig auszahlen.