Unicredit: Poker um Commerzbank geht weiter

Am 23. Juli 2025 ging ein Ruck durch Europas Bankenlandschaft: UniCredit zieht ihr milliardenschweres Übernahmeangebot für die Banco BPM zurück – und erhöht zeitgleich überraschend die Gewinnprognose für 2025. Diese Doppelbotschaft wirft ein Schlaglicht auf die anhaltenden Konsolidierungsbemühungen in der Branche, veranschaulicht regulatorische Hürden und schafft zugleich neue Investmentperspektiven.

Aktuelle Lage

UniCredit hatte im November 2024 eine all‑share Übernahme der Banco BPM im Volumen von etwa 14,6 Mrd € angeboten. Doch der italienische Staat griff mit dem sogenannten „Golden Power“-Instrument steuernd ein und erlegte Bedingungen wie einen Rückzug aus Russland und die Wahrung nationaler Kreditkennzahlen auf. Nach gerichtlicher Teilaufhebung dieser Hürden, folgte nun die endgültige Rücknahme durch UniCredit – verursacht durch anhaltende Unsicherheit, trotz Verlängerung der Angebotsfrist bis zum 21. August.

Zugleich vermeldete UniCredit für das zweite Quartal ein überwältigendes Ergebnis: ein bereinigter Nettogewinn von 2,9 Mrd €, inklusive Einmaleffekte sogar 3,3 Mrd €. Auf Basis dessen wurde die Jahresprognose von über 9,3 Mrd € auf rund 10,5 Mrd € angehoben.

Faktoren der aktuellen Entwicklung

  1. Regulatorische Eingriffe: Der italienische Staat unter Präsidentin Meloni schützt strategisch bedeutende Institute durch den „Golden Power“ – eine nationale Leitlinie, die über EU-Freihandelsregeln hinausgeht.
  2. Marktwirtschaftlicher Fokus: UniCredit-Abschlussstrategien zeigen, dass sich Andrea Orcel verstärkt auf Profitabilität und Effizienz konzentriert– unterstützt durch Kostensenkungen, Zinsumfeld und Aktienrückkäufe.
  3. Strategische Commerzbank-Beteiligung: Mit rund 20 % hält UniCredit eine starke Position bei der Commerzbank – trotz Widerstand aus Berlin, bleibt dieser Anteil ein entscheidendes Asset.

Prognose und Ausblick

  • Kurzfristig (nächste 3 Monate): Stabilisierung bei UniCredit, Gewinnmitteilungen und Aktienrückkäufe stärken das Vertrauen. Die Chancen für ein erneutes Angebot für Banco BPM bleiben gering.
  • Langfristig (2026 und darüber hinaus): Der Fokus liegt auf dem Ausbau der Beteiligung an der Commerzbank und potenziellen Synergieeffekten zweier Großbanken. Politisch und regulatorisch bleibt jedoch ein Restrisiko bestehen.

Auswirkungen auf Investoren und Börsen

  • UniCredit (ISIN IT0005239360): Erhält durch Gewinnanstieg und Rückkäufe Rückenwind. Die Aktie entschied sich vom 0,6x PB‑Bereich erholt. Empfehlung: Buy (Overweight), Kursziel ≈ 70 € (Potenzial +15 % in 12 Monaten bei aktuellem Kurs rund 61 €).
  • Banco BPM (ISIN IT0005218380): Abhängiger Kurs – kurzfristig neutral, mittel‑ bis langfristig unter Druck, falls erneut kein Konsolidierungsimpuls erfolgt. Empfehlung: Hold, Kursziel 6,50 €, mittleres Potenzial ±0 %.
  • Commerzbank (ISIN DE000CBK1001): Stark vom Verlauf der Beteiligung abhängig. Chancen überwiegen aktuell – Stake‑Aufbau könnte Synergien ermöglichen. Empfehlung: Accumulate, Kursziel 26 €, Potenzial +10 %.

Handelsempfehlung

  • UniCredit: Kaufempfehlung (Buy/Overweight) – hohes Gewinnmomentum, Kapitalrückflüsse, Beteiligung an Commerzbank.
  • Banco BPM: Neutral (Hold) – Unsicherer Konsolidierungsausblick.
  • Commerzbank: Kaufempfehlung (Accumulate) – von strategischen Synergien getrieben.

Mögliche Katalysatoren

  • Politische Lockerung oder Neuauflage des BPM-Deals.
  • Rechtsentscheidungen zu Commerzbank-Übernahme.
  • Gewinnmeldungen und Zinsentwicklung (Europäische Zentralbank).
  • EuGH-/EU-Kommission-Position zur Golden‑Power-Rechtmäßigkeit.

Vergleichbare Aktien

  • Intesa Sanpaolo: Alternative große italienische Bank mit günstiger Bewertung.
  • BBVA & CaixaBank: Beispiele gelungener europäischer Konsolidierung im Bankensektor.

Fazit

UniCredit steuert souverän durch regulatorische Fallstricke, zeigt starke Profitentwicklung und erhöht den Fokus auf Kapitalrückflüsse sowie strategische Beteiligung. Obwohl der Banco BPM-Deal vorerst geplatzt ist, bleibt die Aktie attraktiv für risikofreudige Anleger. Commerzbank profitiert hingegen von möglicher Fusionserwartung. Insgesamt empfiehlt sich das duale Investment in UniCredit (kurz‑ und mittelfristig Buy) und Commerzbank (Accumulate) – während Banco BPM vorerst neutral gehalten wird.

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