Nach dem überraschenden Rückgang der US-Inflation im April und anhaltender Unsicherheit über die geldpolitische Ausrichtung hat der US-Dollar gegenüber dem Euro Stärke gezeigt und das Währungspaar EUR/USD zunächst unter die Marke von 1,12 gedrückt, bevor es sich leicht erholen konnte. Kurzfristig bleibt der Kurs von geopolitischen Nachrichten und Konjunkturdaten getrieben, während mittelfristig geldpolitische Entscheidungen der Fed und der EZB für Richtung sorgen werden. Anleger sollten sowohl die bekannten Risikofaktoren als auch technische Unterstützungs- und Widerstandsmarken im Blick behalten.
Am 14. Mai 2025 notierte EUR/USD um 1,1188 und damit deutlich unter seinem Mehrmonatshoch von rund 1,1340, das Ende April erreicht wurde. Auslöser der jüngsten Dollar-Stärke war die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise für April, die mit 2,3 % YoY den geringsten Anstieg seit über vier Jahren zeigten und unter den Erwartungen von 2,4 % lagen. Gleichzeitig kündigten US-Notenbanker an, nach der jüngsten Einigung im Handelsstreit mit China die Wirkung auf Wachstum und Inflation abzuwarten, bevor sie weitere Zinsschritte planen. Der Euro reagierte zusätzlich auf robuste deutsche Wirtschaftsdaten, die eine höhere Inflation im Euroraum signalisieren, aber bislang keine Gewissheit über den Zeitpunkt einer EZB-Zinserhöhung bieten.
Analyse der aktuellen Lage
Der US-Dollar-Index zog infolge der US-CPI-Daten um knapp 1 % an, während EUR/USD kurzfristig bis auf 1,1100 fiel und dann eine Stabilisierung um 1,1160–1,1200 fand. Die Volatilität an den Devisenmärkten ist nach den CPI-Zahlen leicht gestiegen, da Marktteilnehmer mögliche Verschiebungen in der Zinskurve antizipieren. Technisch gesehen befindet sich das Paar in einer Abwärtsbewegung seit dem Hoch im April, hat aber in der Zone um 1,1100 Unterstützung gefunden.
Faktoren für die aktuelle Entwicklung
- US-Inflation: April-CPI bei 2,3 % YoY, unter den Erwartungen, was den Dollar stärkt und Zinssenkungserwartungen verzögert.
- Fed-Perspektive: Die Fed hält an Zinssätzen zwischen 4,25 % und 4,50 % fest und signalisiert Geduld angesichts gemischter Daten.
- EZB-Ausblick: Im Euroraum liegen die Inflationserwartungen zwar höher, doch bleibt unklar, wann die EZB nachziehen wird.
- Risikostimmung: Eine leichte Erholung der Aktienmärkte hat kurzfristig Dollar-Abflüsse aus Safe-Havens gebremst.
- Technische Marken: Kernunterstützung bei 1,1100, Widerstand bei 1,1200 und 1,1270.
Prognose und Ausblick
Kurzfristig dürfte EUR/USD zwischen 1,1100 und 1,1250 pendeln, da Trader auf den nächsten US-Arbeitsmarktbericht und die deutsche HICP-Zahlen warten. Mittelfristig erwarten die großen Banken für Ende Q2 einen Kurs von rund 1,1200, ehe eine mögliche Fed-Kürzung im Herbst den Euro wieder attraktiver machen könnte. Ein signifikanter Ausbruch über 1,1270 würde weiteres Potenzial in Richtung 1,1350 eröffnen, während ein Verfall unter 1,1100 die nächste Marke bei 1,1000 anpeilen könnte.
Auswirkungen auf den Devisenmarkt
Die Dollar-Stärke belastet andere Majors wie GBP/USD, USD/JPY und AUD/USD, erhöht aber den Carry-Vorteil für Trader in Währungspaaren mit höheren Zinssätzen. Emerging-Market-Währungen wie der türkische Lira und der südafrikanische Rand tendieren schwächer, da Kapital in den «sicheren» US-Dollar fließt .
Handelsempfehlung
Rating: Neutral
Empfehlung: Halten
Kursziel: 1,1250 (Kurzfristig), 1,1350 (Langfristig)
Potenzial: +0,6 % kurzfristig, +1,5 % langfristig
Zeithorizont: Kurzfristig (nächste 2 Wochen), Langfristig (Q3–Q4 2025)
Mögliche Katalysatoren
- US-Arbeitsmarktdaten (NFP): Überraschungen könnten Dollar-Richtung stark beeinflussen.
- Deutsche HICP-Zahlen: Höhere Inflationswerte stützen EZB-Hardliner und den Euro.
- Fed-Sitzung im Juli: Kommunikation über künftige Zinsschritte kann Volatilität auslösen.
- Geopolitische Ereignisse: Eskalationen im Nahen Osten oder Handelsdispute könnten Safe-Haven-Flows anheizen.
Vergleichbare Währungspaare
- GBP/USD: Ähnliche Dynamik, aber höheres Zinsdifferenzial zu Ungunsten des Pfunds.
- USD/JPY: Stark zinsgetrieben, aktuell wieder Richtung 145 unterwegs.
- EUR/GBP: Sensibel gegenüber Brexit-Folgen und Zinsdifferenzen.
Fazit
EUR/USD steckt in einer Abwärtskonsolidierung, getrieben von unerwartet niedriger US-Inflation und der Fed-Geduld. Technische Unterstützungen bei 1,1100 bieten Puffer, während ein nachhaltiger Bruch darüber oder darunter die nächsten Ziele bei 1,1270 respektive 1,1000 ansteuern würde. In Anbetracht gemischter Daten und begrenztem Besonderungspotenzial empfiehlt sich eine neutrale Haltung mit klaren Stop-Loss-Leveln und Beachtung der Schlüssel-Daten im weiteren Verlauf.