Dollar unter Druck – Euro profitiert vom Vertrauensverlust in die Leitwährung

In den vergangenen Wochen geriet der US-Dollar zunehmend in eine Vertrauenskrise, ausgelöst durch politische Unsicherheiten, historische Schuldenniveaus und den Einfluss protektionistischer Maßnahmen der Trump-Administration. Seit Jahresbeginn verlor die Währung gegenüber dem Euro bereits elf Prozent und steht aktuell bei rund 1,15 USD/€. Ökonomen wie Michael Hüther sehen die Leitwährungsfunktion des Dollars gefährdet und prognostizieren eine weitere Abwertung auf 1,20 bis 1,30 USD/€. Parallel dazu gewinnt der Euro an Bedeutung als internationales Transaktions- und Reserve­währung, auch wenn ein vollständiger Machtwechsel kurzfristig unwahrscheinlich bleibt.

Analyse der aktuellen Lage

Der US-Dollar leidet unter einem Mix aus politischer Unsicherheit, steigender Staatsverschuldung und anhaltenden Handelskonflikten. Moody’s Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit auf Aa1 befeuerte den Dollar-Abverkauf und trieb die Rendite zehnjähriger Treasuries auf 4,51 %. Zeitgleich korrigierten Investoren ihre Dollar-Positionen und suchten verstärkt Zuflucht im Euro und sicheren Häfen wie Gold.Auf der anderen Seite betonte EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel, dass der Dollar trotz allem weiterhin essenziell für die globale Finanzstabilität bleibe und echte Alternativen erst langfristig entstehen könnten.

Faktoren für die aktuelle Entwicklung

  • Politische Vertrauenskrise: Protektionistische Maßnahmen und fiskalischer Stillstand in Washington untergraben das Soft Power‑Kapital der USA.
  • Schuldenquote und Rating: Ein Schuldenberg von rund 36 Billionen USD führt zu historisch niedrigen Ratings und höheren Risikoprämien.
  • Zinsdifferenzial: Höhere US‑Renditen treiben Kapitalflüsse zunächst zurück in den Dollar, doch die Renditeaufschläge schrumpfen angesichts steigender europäischer Anleiherenditen.
  • Weltwirtschaftspolitik: Unklarheiten in der US-Export‑ und Importpolitik verstärken die Währungsvolatilität und befeuern Carry‑Trades ins Euro‑Und‑Yen‑Paar.

Prognose und Ausblick

Kurzfristig ist in einer ausgeprägten Seitwärtsbewegung im Bereich von 1,13 bis 1,18 USD/€ zu rechnen, da Marktteilnehmer auf weitere US‑Konjunkturdaten und Fed‑Äußerungen warten. Mittelfristig (6–12 Monate) könnte der Euro bei anhaltendem Dollar‑Vertrauensverlust bis auf 1,25 USD/€ ansteigen, wohingegen ein fiskalpolitisches Entgegenkommen in den USA und klarere Fed‑Signale den Kurs wieder in Richtung 1,10 drängen könnten.

Auswirkungen auf den Devisenmarkt

Ein schwächerer Dollar stärkt risikobehaftete Währungen und begünstigt Carry‑Trades mit Euro‑Finanzierung. Gleichzeitig erhöht er die Importkosten für US‑Unternehmen und könnte Inflationsdruck auslösen, was wiederum die Fed zu Gegenreaktionen zwingen würde. Für europäische Exporteure verbessert sich die Wettbewerbsfähigkeit, während rohstoffexportierende Nationen mit dollarnotierten Preisen eher Einbußen hinnehmen müssen.

Handelsempfehlung

  • Rating: Overweight Euro (Untergewichten US-Dollar)
  • Empfehlung: Kauf EUR/USD
  • Kursziel: 1,25 USD/€
  • Potenzial: +8,7 % gegenüber aktuellem Niveau von 1,15
  • Zeithorizont: Kurzfristig (1–3 Monate): Target 1,18 USD/€; Langfristig (6–12 Monate): Target 1,25 USD/€.

Mögliche Katalysatoren

  • US-Kongressentscheidungen zu Schuldenobergrenze und Fiskalpaket
  • Fed‑Protokolle und Reden (insbesondere von Jerome Powell)
  • EZB‑Entscheidungen zu Lockerungsmaßnahmen und europäischen Banken‑/Kapitalmarktunionen
  • Handelsabkommen oder Eskalationen im US‑China-Konflikt.

Vergleichbare Währungspaare

  • GBP/USD: Ähnliche Sensitivität gegenüber US‑Zinserwartungen.
  • USD/JPY: Profitiert bei Dollar‑Schwäche von Yen‑Sicherheit, kurzfristiges Ziel 143,50 angesichts technischer Muster.
  • AUD/USD: Starke Korrelation zu globalen Risiko­stimmungen und Rohstoffpreisen.

Fazit

Der US-Dollar erlebt derzeit eine seiner tiefsten Vertrauenskrisen seit Jahrzehnten, während der Euro von dieser Schwäche profitiert und seine Rolle im Weltwährungssystem ausbauen kann. Kurzfristig bleibt der Währungsmarkt volatil, doch mittelfristig besteht ein klar erkennbares Aufwertungspotenzial des Euro gegenüber dem Greenback. Anleger sollten daher EUR/USD long gehen mit einem Kursziel von 1,25 USD/€ und den Dollar entsprechend reduzieren.

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