In den letzten drei Jahren hat Japan seine Bestände an US-Staatsanleihen von über 1,29 Bio. USD im Januar 2022 auf rund 1,08 Bio. USD im Januar 2025 abgebaut, was einem Rückgang von mehr als 220 Mrd. USD entspricht. Parallel dazu stiegen Japans Gesamtreserven auf 1,27 Bio. USD im März 2025, wobei der Löwenanteil nach wie vor in US-Treasuries gebunden bleibt. Dieser stille Abbau spiegelt sowohl inländische Liquiditätsbedarfe als auch gezielte Interventionen zur Stützung des Yen wider, während gleichzeitig die Divergenz zwischen US- und japanischen Zinsen den Druck auf die Währung erhöht.
Ausführliche Einleitung
Japan zählt traditionell zu den größten Auslandsgläubigern der USA und hält seit Jahren rund ein Viertel seiner Wirtschaftsleistung in US-Staatsanleihen. Doch zwischen Januar 2022 und Januar 2025 verkauften japanische Institutionen über 220 Mrd. USD an Treasuries, ein deutlich spürbarer Schritt für einen Marktteilnehmer, der bislang für besonnene Großanlagen bekannt war. Während diese Verkäufe zunächst als Rebalancing oder zur Schaffung von Liquidität interpretiert wurden, deuten gewichtige Indikatoren auf strategische Interventionen zur Stabilisierung des Yen und auf wachsende inländische Finanzierungsbedarfe hin.
Analyse der aktuellen Lage
Im Januar 2025 beliefen sich Japans Bestände an US-Staatsanleihen auf 1 079,3 Mrd. USD gegenüber 1 290,9 Mrd. USD im Januar 2022 – ein Minus von rund 17 %. Gleichzeitig stehen Gesamtreserven von 1 270 Mrd. USD einem Schuldenstand von über 260 % des BIP gegenüber und verdeutlichen die Finanzierungsproblematik. Marktereignisse wie der abrupte Abverkauf von mehr als 20 Mrd. USD an ausländischen Anleihen Anfang April 2025 belegen, wie empfindlich japanische Investoren auf globale Schocks reagieren.
Faktoren für die aktuelle Entwicklung
Inländische Liquiditätsbedarfe: Angesichts stagnierender Wachstumsraten und hoher Staatsverschuldung benötigen Regierung und Pensionsfonds zusätzliche Mittel für Stimuluspakete zur Unterstützung von Löhnen und Verbraucherpreisen.
Währungsinterventionen: Um den seit 2022 um über 20 % gefallenen Yen zu stabilisieren, intervenierte Tokio mehrfach direkt am Devisenmarkt und finanzierte diese Käufe teilweise durch den Verkauf von Treasuries. Allein von April bis Mai 2024 betrugen die Interventionen fast 9,8 Bio. Yen (rund 73 Mrd. USD).
Zinsdifferenzial: Die US-Leitzinsen liegen deutlich über jenen in Japan, was Carry-Trades attraktiv macht, aber gleichzeitig zusätzlichen Druck auf den Yen ausübt und Interventionen zwingt.
Diversifikationsbestrebungen: Langfristig wollen japanische Investoren ihre allokative Konzentration auf US-Anleihen reduzieren und breiter streuen, u. a. in Gold und andere Währungen.
Prognose und Ausblick
In den kommenden Monaten dürfte der Abbau japanischer Treasury-Bestände stabiler verlaufen, da kurz- bis mittelfristiger Liquiditätsbedarf abnimmt und die BOJ ihre Yield-Curve-Control-Politik beibehält. Sollten jedoch die Zinsdifferenz weiter steigen oder die Inflation in den USA unerwartet stark ziehen, könnte ein erneuter Druck auf den Yen und damit neue Interventionen folgen. Langfristig wird Japan wahrscheinlich diversifizieren, was den Abbau auf annualisierte 30–50 Mrd. USD pro Quartal begrenzen könnte.
Auswirkungen auf den Devisenmarkt
Die Verkäufe von US-Treasuries zur Yen-Stützung führten zu kurzfristiger Yen-Stärke, die im April 2024 Kursrückgänge von 161 auf rund 140 JPY/USD stoppte. Seither pendelt das Paar um 145–150 JPY/USD, da Investoren auf jedes Signal von BOJ-Interventionen achten. Eine Reduktion der Interventionen könnte den Yen weiter abschwächen, während eine Wiederaufnahme zu erneuter Stärke führen würde.
Handelsempfehlung
- Empfehlung: Overweight USD/JPY
- Kursziel: Kurzfristig 148, langfristig 155
- Potential: Kurzfristig +2 %, Langfristig +7 %
- Zeithorizont: Kurzfristig (3 Monate), langfristig (12 Monate)
- Mögliche Katalysatoren: U.S.-Inflationsdaten, Fed-Zinsentscheid, BOJ-Interventionen, japanische Exportzahlen.
- Vergleichbare Währungspaare: EUR/JPY, GBP/JPY – ähnliche Interventionsempfindlichkeit.
Fazit
Japans schrittweiser Abbau von US-Staatsanleihen in den letzten drei Jahren deutet auf eine Neubewertung von Risiken und Prioritäten hin. Während kurzfristig weiterhin Liquiditäts- und Interventionsdruck den Yen stützen, wird langfristig eine Diversifikation erwartet. Für Devisenhändler bleibt USD/JPY attraktiv, da die Zins- und Liquiditätsdifferenziale bestehen bleiben und der Yen-Spielraum für Interventionen begrenzt ist.