Von Tulpen und Tokens: Bitcoin-Boom zwischen Euphorie und Crash-Gefahr

Der Bitcoin-Markt erlebt einen neuen Höhenrausch. Aktuell notiert die Kryptowährung bei rund 110.000 US-Dollar – ein Vielfaches der Tiefstände von 2022. Allein in den letzten zwei Jahren hat sich der Bitcoin-Kurs damit vervielfacht, nachdem er Ende 2021 zunächst bei ca. 69.000 Dollar seinen alten Höhepunkt fand und dann im Krypto-Winter 2022 zeitweise unter 20.000 Dollar abstürzte. Doch seitdem befindet sich Bitcoin wieder im Steigflug, getrieben von einer Mischung aus spekulativer Euphorie, technischen Entwicklungen und politischen Weichenstellungen.

Bitcoin auf Rekordfahrt – Kursexplosion und neue Treiber

Ein zentraler Kurstreiber ist die Fantasie um Bitcoin-ETFs. Im Oktober 2023 sprang der Preis binnen 48 Stunden um rund 15% auf über 34.000 Dollar – den höchsten Stand seit anderthalb Jahren. Grund war die Erwartung, dass die US-Börsenaufsicht SEC erstmals einen börsengehandelten Bitcoin-Fonds (ETF) zulassen würde. Tatsächlich genehmigte die SEC wenig später gleich mehrere Spot-Bitcoin-ETFs, die ab Januar 2024 handelbar waren. Experten prognostizierten, dass ein solcher ETF beträchtliche Neuinvestitionen auslösen könnte, da er auch konservativeren Anlegern einen einfachen Zugang zu Bitcoin eröffnet. Genau das trat ein: Milliarden flossen in die neuen Krypto-Fonds, was den Bitcoin-Preis im März 2024 auf ein neues Allzeithoch von über 73.000 Dollar trieb. Nach einer Sommerpause um 60.000 Dollar kam es zum Jahresende 2024 zu einer weiteren Kursrally, als die Wahl eines kryptofreundlichen US-Präsidenten die Stimmung anheizte – im Dezember 2024 übersprang Bitcoin erstmals die psychologische Marke von 100.000 Dollar.

Neben den ETF-Zulassungen befeuern auch makroökonomische Faktoren den Hype. Die Aussicht auf sinkende Zinsen – nach Jahren straffer Geldpolitik – lockt Anleger zurück in risikoreiche Anlagen wie Kryptowährungen. „Die Hoffnung auf Zinssenkungen der US-Notenbank Fed treibt die Bitcoin-Spekulanten zusätzlich an“, analysiert ein Marktbeobachter im August 2025. Günstigeres Geld bedeutet billigere Kredite und mehr Liquidität – Nährboden für spekulative Investments. Gleichzeitig suchen Investoren in unsicheren Zeiten nach Inflationsschutz und Alternativen zu klassischen Anlagen. Bitcoin wird dabei gern als „digitales Gold“ vermarktet – als Wertspeicher, der ähnlich wie Edelmetalle gegen Geldentwertung helfen soll. Diese Erzählung verstärkt den Zustrom von Kapital: Vom Milliardär bis zum Kleinanleger wollen viele ein Stück vom „digitalen Goldrausch“ abbekommen.

Auch die Zusammensetzung der Anleger verändert sich in dieser Rally. Längst sind es nicht mehr nur Tech-Enthusiasten und Privatzocker: Institutionelle Investoren mischen massiv mit. Große Vermögensverwalter wie BlackRock, Fidelity und Co. haben Bitcoin-Fonds aufgelegt oder beantragt. Traditionsbanken bieten Handelsdienste an, Banken und Vermögensverwalter steigen in den Kryptohandel ein. Diese professionelle Beteiligung verleiht dem Markt einerseits einen Anstrich von Seriosität – bedeutet aber auch, dass enorme Finanzpower hinter der Rally steht. Hedgefonds und Family Offices pumpen Milliarden in Bitcoin, getrieben von der Wette, dass immer mehr Investoren auf den fahrenden Zug aufspringen. Im Jahr 2025 stammen Schätzungen zufolge weite Teile der Nachfrage von solchen großen Akteuren, während Kleinanleger bisher weniger dominant waren.

Allerdings beginnt nun auch die breite Masse wieder zuzubeißen. Neue Angebotsformen erleichtern Privatanlegern den Einstieg. In den USA wurden etwa erstmals Bitcoin-Futures für private Trader zugelassen, was „hoffnungsfroh stimmt, dass ein Zustrom der berüchtigten Reddit-Meme-Trader dem schläfrigen Markt neue Dynamik verleiht“. Zudem liebäugeln Finanzdienstleister damit, Bitcoin-ETFs sogar in Altersvorsorge-Plänen anzubieten – ein Novum, das bei vorsichtigen Gemütern Kopfschütteln, bei Krypto-Fans hingegen Begeisterung auslöste. Die Türen für den Mainstream stehen also weit offen. Das Ergebnis ist eine Marktstimmung, die an frühere Hochphasen erinnert: „Ein Gefühl der Aufbruchseuphorie hat den Krypto-Markt erfasst“, beschreibt etwa ein Marktteilnehmer die Lage im Herbst 2023. Man wartet förmlich nur noch darauf, ob und wann die nächsten „großen Neuigkeiten“ kommen, die den Boom weiter befeuern könnten.

Tulpenmanie im 17. Jahrhundert: Spekulationsfieber mit fatalem Ende

Die Parallelen zur Tulpenmanie in den Niederlanden (1634–1637) drängen sich auf. Dieses historische Ereignis gilt als die erste dokumentierte Finanzblase der Geschichte – und als Lehrstück über massenhafte Spekulation. Was war geschehen? Zunächst wurden Tulpen im frühen 17. Jahrhundert in Europa eingeführt und galten als exotische Luxusgüter. Wohlhabende Bürger und Adelige sammelten rare Tulpenzwiebeln, es entbrannte ein gesellschaftlicher Wettbewerb um die prächtigsten Gärten. Doch gegen Mitte der 1630er-Jahre entwickelte sich daraus ein Spekulationsrausch: Tulpen wurden nicht mehr wegen ihrer Blumen geschätzt, sondern als Asset gehandelt. Immer höhere Preise wurden gezahlt in der Erwartung, die Zwiebeln kurz darauf teurer weiterverkaufen zu können.

Innerhalb kurzer Zeit spielten sich dramatische Szenen ab. Die Tulpenpreise kannten monatelang nur noch eine Richtung: steil nach oben. Ab 1634 stiegen begehrte Sorten im Wert immer rasanter, angetrieben von Gier und der Glaube, man könne kein Geld verlieren. In Spitzenzeiten wurden einzelne Tulpenzwiebeln für das bis zu Zwanzigfache eines durchschnittlichen Jahreslohns gehandelt. Zeitzeugen berichten, dass manche rare Tulpe den Preis eines Amsterdamer Grachtenhauses erzielte. Binnen weniger Wochen vervielfachten sich einige Kurse um den Faktor 10 – ein nahezu senkrechter Anstieg. Diese Phase des Wahnsinns kulminierte im Winter 1636/37: Sämtliche rationalen Maßstäbe waren aufgehoben, jeder wollte noch schnell auf den fahrenden Zug aufspringen. Doch dann geschah das Unvermeidliche: Im Februar 1637 fand sich plötzlich kein Käufer mehr. Auf einer Auktion blieben Gebote aus – der Markt kippte schlagartig ins Bodenlose. Panik erfasste die Händler; innerhalb weniger Tage waren zuvor unbezahlbare Zwiebeln nahezu wertlos. Zeitgenössische Berichte schildern, wie Tulpenzwiebeln, eben noch Statussymbole, nun buchstäblich zu Schweinefutter degradiert wurden.

Der Zusammenbruch der Tulpen-Spekulation löste Verzweiflung und Verwerfungen aus. Viele Händler und Anleger, die am Höhenrausch teilgenommen hatten, standen ruiniert da. In gewisser Weise markierte das Platzen der Tulpenblase die erste Finanzkrise der neueren Geschichte – auch wenn sie regional begrenzt blieb. Noch Jahrhunderte später fragt man sich ungläubig: „Wie konnten die nur?“. Wie konnten Menschen glauben, dass etwas so Vergängliches wie eine Blume unendlich an Wert steigt? Genau diese Geschichte dient bis heute als warnende Metapher für irrationale Übertreibungen an Märkten. Kaum ein Börsenboom wird diskutiert, ohne den Vergleich zur Tulpenmanie.

So erstaunt es nicht, dass Kritiker auch den Bitcoin-Hype als „digitale Tulpen“ bezeichnen. „Aus meiner Sicht ist der Vergleich von ungedeckten Krypto-Assets wie Bitcoin mit der Tulpenmanie passend“, meint etwa Bundesbank-Präsident Joachim Nagel. Wie damals sei ein spektakulärer Boom zu beobachten – und „jeder Hype ist irgendwann zu Ende. Krypto-Assets wie der Bitcoin sind digitale Tulpen“, warnt Nagel eindringlich. Die Lehren von 1637 stehen mahnend im Raum.

Euphorie und Gier: Parallelen in der Anlegerpsychologie

Nicht nur die Preisentwicklung, auch die Psychologie der Anleger weist verblüffende Gemeinsamkeiten zwischen Tulpenmanie und Krypto-Boom auf. In beiden Fällen betritt ein neues, faszinierendes Objekt die Bühne – und traditionelle Bewertungsmaßstäbe greifen nicht mehr. Tulpenzwiebeln waren in den 1630ern etwas völlig Neuartiges für Spekulanten, was die Preisfindung erschwerte. Ähnlich verhält es sich mit Bitcoin: Eine dezentral organisierte, digitale Knappheitseinheit – das gab es zuvor nicht. Wenn „etwas vollkommen Neues“ auftritt, herrscht Unsicherheit über den tatsächlichen Wert. Diese Unsicherheit gepaart mit großen Zukunftsversprechen bietet den perfekten Nährboden für Spekulation.

In der Frühphase solcher Hypes steigen zunächst nur informierte Visionäre ein. Doch sobald die ersten exorbitanten Gewinne publik werden, setzt eine breitere Bewusstseins- und Mitmach-Phase ein. Medienberichte über Bitcoin-Millionäre oder die historische Tulpen-Hausse locken immer mehr Käufer an. Aus Optimismus wird Euphorie: In der Manie-Phase gibt es einen „massiven Zustrom von Anlegern, getrieben von FOMO – der Angst, etwas zu verpassen“, wie Marktbeobachter die Dynamik beschreiben. Gier verdrängt zunehmend die Vorsicht. In dieser Phase überzeugt sich die Masse, dass die Preise nur noch steigen können; immer neue, oft wenig fundierte Begründungen werden für die Rally herangezogen. Fundamentaldaten oder Warnungen blendet man aus, einzig die potenziellen Gewinne zählen noch. Genau dieses spekulative Überschießen war im Tulpenwahn zu beobachten – und zeigt sich nun im Krypto-Fieber erneut.

Ein Kennzeichen solcher Euphorie ist, dass immer absurdere Begleiterscheinungen auftreten. Während der Tulpenmanie erhielten etwa Tulpen exotische Fantasienamen und es kursierten Stiche mit blumigen Versprechungen, um die Kauflaune weiter anzuheizen. In der Krypto-Welt sehen wir vergleichbare Phänomene: ob skurrile Meme-Coins mit Hundemotiven, fragwürdige Initial Coin Offerings (ICOs) oder NFT-Bildchen, die plötzlich für Millionen gehandelt werden – in Boomphasen scheint kein Preis zu hoch und keine Idee zu abwegig, solange genug Anleger an kontinuierliche Wertsteigerung glauben. Die Bereitschaft, rationale Zweifel zu ignorieren, erreicht ihren Höhepunkt. So mancher Krypto-Enthusiast erklärt Kritiker für „ignorant“, sobald diese Parallelen zur Tulpenblase ziehen. Es herrscht der Tenor: Diesmal ist alles anders, wir erleben eine fundamentale Revolution – die alten Regeln gelten nicht.

Doch die Verhaltensökonomie lehrt, dass Gier und Angst zeitlose Konstanten an den Märkten sind. „Die einzige Konstante ist, dass Gier und Angst sich abwechseln. Momentan regiert die Gier – doch die Angst wird folgen“, bringt es ein Marktkommentator auf den Punkt. Diese Abfolge konnte man 1637 beobachten und auch in den modernen Krypto-Zyklen: In der „Gier-Phase“ steigen Bitcoin & Co. unter utopischen Versprechen steil an, Risiken werden ausgeblendet. In der anschließenden „Angst-Phase“ genügt ein Auslöser, und die Stimmung kippt – dann stürzt der Preis ins Bodenlose, weil panikartige Verkäufe einsetzen.

Im aktuellen Zyklus scheint die Gier den Höhepunkt zu erreichen. Prominente Stimmen, die warnen, finden kaum Gehör. „Ich wünsche mir eine kritischere Auseinandersetzung – ich will mir nicht nachsagen lassen, nicht gewarnt zu haben“, mahnt Bundesbankchef Nagel im Januar 2025. Doch viele Anleger tun solche Mahnrufe als Miesmacherei ab. Vergleichbar ignorierten Tulpenkäufer einst die Mahnungen besonnener Kaufleute. Die Psychologie der Masse folgt einem bekannten Muster: Erst herrscht Euphorie, dann Ernüchterung, schließlich Panik. Die große Frage ist, wann die Wendung eintritt.

Blasen-Alarm? – Zwischen fundamentaler Revolution und Crash-Risiko

Angesichts der Parallelen stellt sich unvermeidlich die Frage: Befindet sich der Bitcoin-Markt in einer Blase, die dem Tulpenwahn vergleichbar ist – und droht ein ähnlicher Zusammenbruch? Die Meinungen dazu gehen auseinander. Einerseits gibt es eine wachsende Zahl warnender Stimmen aus dem Establishment: Notenbanker und Ökonomen verweisen auf die Überspanntheit des Marktes. „Krypto-Assets wie Bitcoin sind digitale Tulpen“, betont Bundesbank-Präsident Nagel und erinnert daran, dass jeder Spekulationshype irgendwann endet. US-Regulierer zeigen sich ebenfalls skeptisch: Zwar hat die SEC nun Bitcoin-ETFs zugelassen, aber ihr Vorsitzender Gary Gensler hält Bitcoin weiterhin für ein „spekulatives, hochvolatiles Asset“, das mangels intrinsischem Wert vor allem durch Anlegerlaunen getrieben sei. Vertreter von Anlegerschutz-Organisationen gehen noch weiter und nennen Bitcoin „ein wertloses Finanzprodukt, das keine legitime Verwendung hat“. Diese harschen Urteile erinnern an die Verurteilung der Tulpen-Spekulation als „Irrsinn“ durch Zeitgenossen im 17. Jahrhundert.

Auch verschiedene Marktindikatoren wecken Blasen-Sorgen. So ist der Bitcoin-Kurs in kurzer Zeit exponentiell gestiegen – ein typisches Merkmal von Überhitzung. Bewertungsexperten weisen darauf hin, dass Bitcoin kein Cashflow generierendes Asset ist: Der Wert bemisst sich allein an der Erwartung, dass künftig jemand einen höheren Preis zahlt. Damit folgt die Anlage dem „Greater Fool“-Prinzip – man hofft, nicht der Letzte in der Kette zu sein. „Bei Bitcoin kommt hinzu, dass es sich um ein reines Spekulationsobjekt ohne inneren Wert handelt. Keine Dividenden, keine Zinsen, keine physische Substanz – nur die vage Hoffnung, dass morgen jemand noch mehr dafür bezahlt als heute“, warnt etwa ein Marktkommentar und spricht von einem gefährlichen Spiel. Die Geschichte lehrt tatsächlich: jede Spekulationsblase platzt irgendwann. Ob Tulpenzwiebeln, Dotcom-Aktien oder Immobilien – „das Ende ist immer dasselbe: Euphorie weicht Panik, Gewinne verwandeln sich in Verluste, und die Letzten beißen die Hunde“, so das Fazit eines Branchenbeobachters. Viele sehen im aktuellen Krypto-Hype genau diese finale Phase des „Überschwangs“.

Allerdings argumentieren Bitcoin-Anhänger, dass der Tulpenvergleich zu kurz greift – es gebe fundamentale Unterschiede. Tulpen hatten keinen nachhaltigen Nutzen außer als Zierpflanze; Bitcoin hingegen basiert auf revolutionärer Technologie (Blockchain) und einem globalen dezentralen Netzwerk. Zudem ist das Angebot an Bitcoin strikt limitiert (maximal 21 Millionen Einheiten sind programmatisch festgelegt) – während Tulpen theoretisch unbegrenzt nachgezüchtet werden konnten. Als die Marktteilnehmer 1637 erkannten, dass Tulpen nicht wirklich knapp waren, platzte die Blase. Bitcoin-Befürworter betonen auch, dass die Kryptowährung bereits seit über 15 Jahren existiert und mehrere Boom-Bust-Zyklen überstanden hat, während der Tulpenhype nur wenige Saisons dauerte. Außerdem hat Bitcoin – so die Argumentation – inzwischen eine breite globale Akzeptanz bei Millionen Nutzern, Institutionen und sogar einzelnen Staaten erlangt, während die Tulpenmanie ein lokal begrenztes Phänomen einer kleinen Händlergruppe war. Kurz: Bitcoin sei mehr als nur heiße Luft, es adressiere reale Bedürfnisse (z.B. grenzübergreifende Überweisungen, Inflationsschutz) und habe durch Netzwerkeffekte einen Eigenwert entwickelt.

Die Wahrheit liegt möglicherweise zwischen den Extremen. Es ist durchaus möglich, dass wir eine spekulative Blase erleben – und Bitcoin dennoch langfristig nicht „wertlos“ aus der Asche hervorgeht. Historische Blasen zeigen, dass nach dem Crash oft die brauchbaren Elemente der Neuerung weiterbestehen. So ging nach dem Tulpen-Crash das Geschäft mit Blumen längst nicht komplett unter: „Nach dem reinigenden Gewitter ging das Business irgendwie weiter“, schreibt die Handelszeitung. Die Niederlande wurden in den folgenden Jahrhunderten zur führenden Tulpen- und Blumenhandelsnation der Welt. Ähnlich folgte auf das Platzen der Dotcom-Blase Anfang der 2000er Jahre keineswegs das Ende des Internets – im Gegenteil, die wirklich tragfähigen Geschäftsmodelle setzten sich in den Jahren danach durch. Übertragen auf Bitcoin könnte das bedeuten: Platzt die gegenwärtige Spekulationsblase, verschwinden Kryptowährungen und Blockchain-Technologie nicht zwangsläufig, sondern konsolidieren sich auf einem nachhaltigeren Niveau.

Woran ließe sich eine nahende Wende erkennen? Typische Warnsignale sind etwa extreme Überhitzungserscheinungen: explosionsartige Kursgewinne in kurzer Zeit, eine Flut von Neuemissionen minderer Qualität, immer mehr Privatanleger, die blind in den Markt drängen, sowie hohe Kreditfinanzierung von Käufen. Einige Indikatoren zeigen bereits gelb: So werden im Krypto-Handel enorme Summen auf Kredit und in Derivaten bewegt – im Sommer 2023 entfielen zeitweise über 78% des gesamten Handelsvolumens auf hochgehebelte Futures und Optionen. Diese Hebelwirkung kann den Absturz dramatisch verstärken, wenn Panikverkäufe Kaskaden von Zwangsliquidierungen auslösen. Andererseits war die Beteiligung der Kleinanleger bislang ungewöhnlich gering im Vergleich zu früheren Bullenmärkten. Viele Privatinvestoren blieben skeptisch oder geschädigt vom letzten Crash 2022 an der Seitenlinie. Historisch war es jedoch oft so, dass die finale Blasenbildung von einem massiven Einstieg der breiten Öffentlichkeit begleitet wurde – nach dem Motto: Wenn sogar der Taxifahrer und die Großtante über Bitcoin spekulieren, ist Vorsicht geboten. Dass dieser letzte FOMO-Schub bislang ausblieb, könnte bedeuten, dass der Zenit noch bevorsteht. Einige Marktexperten deuten es aber auch optimistisch: Ein höherer Institutionalisierungsgrad und die ausbleibende Massenhysterie könnten diesmal einen „kontrollierteren“ Zyklus ermöglichen, in dem extreme Ausschläge ausbleiben.

Gewiss ist: Der Bitcoin-Markt bewegt sich auf schmalem Grat zwischen Fortschritt und Fieberwahn. Noch dominiert die Euphorie – die Kurse steigen, neue Anleger strömen hinein, und die „Dieses Mal ist alles anders“-Mentalität feiert Urständ. Doch die warnenden Stimmen der Historie flüstern im Hintergrund. Die Tulpenmanie lehrt uns, dass exzessive Gier am Ende häufig brutal bestraft wird. Ob Bitcoin tatsächlich eine nachhaltige „fundamentale Revolution“ darstellt oder doch nur eine weitere Blase, die darauf wartet zu platzen, wird die Zukunft zeigen. Für den Moment sollten Anleger wachsam bleiben. Die Anzeichen einer Überhitzung – vom parabolischen Kursanstieg bis zur sorglosen Marktstimmung – sind unübersehbar. Und wie 1640 ein Zeitgenosse auf einem Gemälde festhielt, könnten manch gierige Spekulanten am Ende dastehen wie die närrischen Affen der Tulipomanie. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine vermeintlich neue Ära letztlich altbekannten Börsengesetzen gehorcht. Die Schwerkraft der Märkte lässt sich langfristig nicht überlisten – selbst nicht von der schillerndsten Kryptowährung.

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