Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 24. Juli 2025 entschieden, ihre Leitzinsen unverändert zu lassen. Der Einlagensatz bleibt bei 2,00 %, der Hauptrefinanzierungssatz bei 2,15 %, der Spitzenrefinanzierungssatz bei 2,40 %. Damit setzt die EZB nach acht Zinssenkungen seit Juni 2024 erstmals eine Pause – in einem Umfeld, das von globaler Unsicherheit und wachsenden Handelskonflikten geprägt ist.
Analyse der aktuellen Lage
Die EZB reagiert auf eine nachlassende Inflationsdynamik: Die Preise im Euroraum bewegen sich aktuell bei fairen 2 %, genau am offiziellen Zielwert. Die Wirtschaft zeigt sich widerstandsfähiger als erwartet, aber die globalen Handelsrisiken – insbesondere die Zollkonflikte zwischen EU und den USA – belasten Investitionsstimmung und Konjunkturaussichten. Aufgrund dieser Gemengelage vermeidet die EZB vorerst weitere Zinsschritte.
Faktoren für die aktuelle Entwicklung
- Inflation auf Zielniveau: Die Teuerung hat sich stabil bei etwa 2 % eingependelt – kein Handlungsdruck besteht.
- Konjunkturelle Unsicherheit: Handelsstreitigkeiten und politische Spannungen dämpfen Unternehmensinvestitionen.
- Unabhängige geldpolitische Haltung: Der EZB-Rat betont seine datenabhängige Vorgehensweise und verzichtet auf vorauseilende Entscheidungen im Zinsbereich.
Prognose & Ausblick
Kurzfristig (nächste Monate):
- Die Zinspause bleibt voraussichtlich stabil; die EZB wartet weitere Konjunktur‑ und Inflationsdaten ab.
- Die nächste Entscheidung im September wird richtungsweisend für den weiteren Kurs sein.
Langfristig (bis Ende 2025/2026):
- Szenario 1 (Basisszenario): Eine weitere moderate Zinssenkung im September auf 1,75 %, gefolgt von einer Stabilisierung.
- Szenario 2 (Dovish): Bei schwächerer Konjunktur im Euroraum und ungebrochen niedriger Kerninflation bis Jahresende Senkung auf 1,5 %.
- Szenario 3 (Hawkish, unwahrscheinlich): Bei einem Inflationsanstieg, z. B. durch Energiepreise, bleibt der Zinspfad unverändert oder steigt minimal an.
Auswirkungen auf den Devisenmarkt
- EUR/USD: Die erwartete Zinssenkung und konjunkturelle Unsicherheit belasten den Euro. EUR/USD neigt kurzfristig zu Abwärtsbewegungen – Zielzone: 1,15 bei Kurs aktuell ~1,17.
- Kurzfristig: Damit kurzfristig verminderte Renditen im Euroraum und inflationsgetriebene Kapitalflüsse in Dollar.
- Langfristig: Je nach EZB‑Strategie kann der Euro wieder stabilisieren – insbesondere bei US-Zinsdämpfung oder Handelsentspannung.
Handelsempfehlung
Währung: EUR/USD
- Rating: Neutral / Hold
- Kursziel: 1,15 binnen 3 Monaten, 1,19 langfristig (+2 %)
- Potenzial: kurzfristig Abwärtspotenzial bis −3 %, langfristig leichtes Aufwärtspotenzial (+2 %)
- Zeithorizont: Kurzfristig 1–3 Monate; langfristig 6–12 Monate
Empfehlung: Halteposition – abwarten. Bei EUR/USD über 1,15 kurzfristig Sell, unter 1,06 bei Prognose auf Powell-Zinswende in den USA evtl. Buy.
Mögliche Katalysatoren
- Neue Daten zur Kerninflation im Euroraum – deutliche Abweichung vom 2 %-Ziel
- Fortschritte oder Eskalation im EU‑USA-Zollkonflikt
- US-Notenbank (Fed) entscheidet über Zinssenkungen oder Zinspause
- Politische Unsicherheit in EU‑Schwergewichten wie Deutschland und Frankreich
Vergleichbare Währungspaare
- EUR/JPY: Beeinflusst durch EZB-Politik und japanische Deflationsrisiken – droht weiterhin unter Druck zu bleiben.
- GBP/EUR: Wenn die EZB länger pausiert, könnte das britische Pfund gegenüber dem Euro kurzfristig aufwerten.
- USD/CHF: Als traditioneller sicherer Hafen bleibt der Franken bei schwächelnder Eurozone stabil – USD/CHF könnte gegenüber EUR/CHF stärker werden.
Fazit
Die EZB hat am 24. Juli 2025 den Leitzins bei 2 % belassen und damit einen Wendepunkt eingeläutet: eine geduldige Geldpolitik in einem fragilen globalen Umfeld. Die Inflation nähert sich dem Ziel, auch wenn Handelskonflikte weiterhin Risiken bergen. Für Anleger bedeutet das: eine ruhige Halteposition im Euro, mögliche Abwärtsgefahr kurzfristig, aber langfristig moderates Aufwärtspotenzial – wenn Daten und Rahmenbedingungen entsprechen. Die Strategie: abwarten, marktnahe Daten beobachten und bei klaren Signalen entsprechend reagieren.