Am Abend des 30. Juli 2025 bestätigte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) erwartungsgemäß den Leitzins zwischen 4,25 % und 4,50 %, wo er seit Dezember 2024 stagniert. Diese Entscheidung markiert das fünfte Treffen in Folge ohne Zinsschritt und fiel – bemerkenswert – mit zwei Dissents aus dem Board: Michelle Bowman und Christopher Waller plädierten für eine sofortige Zinssenkung um 0,25 %.
Analyse der aktuellen Lage
Das FOMC hob hervor, dass sich das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr abgeschwächt habe, während die Arbeitslosenquote niedrig bleibt und der Arbeitsmarkt solide ist. Die Inflation liegt weiterhin über dem Zielwert von 2 % – insbesondere tarifbedingte Preissteigerungen beobachten die Währungshüter mit Sorge. Gleichzeitig stützte das robuste BIP-Wachstum von 3 % im zweiten Quartal die Entscheidung, eine expansive Geldpolitik abzuwarten, nachdem es im ersten Quartal noch ein Minus von 0,5 % gab. Viele Indikatoren deuten demnach auf ein moderates Tempo hin, nicht auf eine unmittelbar erforderliche Entlastung.
Motivation der politischen Entscheidung
Die Fed übernimmt bewusst eine vorsichtige „wait‑and‑see“-Strategie, um Inflation ohne voreilige Lockerung in den Griff zu bekommen. Powell betonte die Bedeutung der Fed‑Unabhängigkeit – politische Einflussversuche, namentlich durch Ex‑Präsident Trump, werden ausdrücklich zurückgewiesen. Trump forderte mehrfach Zinssenkungen, um die Staatsverschuldung zu entlasten – Powell konterte jedoch, dass solche Entscheidungen rein datenbasiert getroffen würden und nicht Wahlkampfzwecken dienen dürften. Die zwei Dissidenten im Fed‑Board signalisieren innerinstitutionelle Spannungen – eine ungewöhnlich starke Abweichung seit 1993.
Auswirkungen für Wirtschaft, Unternehmen und Geopolitik
- Für Unternehmen und Finanzmärkte bedeutet die Zinspause Stabilität – Refinanzierung bleibt teuer, Investitionen und Kreditnachfrage dürften gedämpft bleiben. Kurzfristig bietet das Planungssicherheit, doch bei fortgesetzter Konjunkturschwäche erhöhen sich Druck auf Kreditnehmer und Realwirtschaft. Der Dollar profitierte – renditestarke Obligationsmärkte stärken die US-Währung.
- Geopolitisch signalisierte die Fed eine klare Haltung gegen politischen Druck von außen. Die Höflichkeit gegenüber handelspolitischen Unsicherheiten – speziell Trumps Zolleinführung gegenüber Indien, Brasilien oder China – wird als Warnsignal verstanden. Eingepreiste Inflationsrisiken und die Unklarheit über deren Persistenz tragen zur globalen Nervosität bei.
- Makroperspektive: Der Balanceakt der Fed liegt zwischen Preisstabilität und Beschäftigungszielen. Während der Arbeitsmarkt robust bleibt, könnte eine fortgesetzte Inflationsschwäche bei sinkender Kerninflation Raum für Zinssenkungen eröffnen. Doch bisher scheint die Fed kein Risiko eingehen zu wollen.
Ausblick und Prognose
Die Märkte taxieren eine Wahrscheinlichkeit von bis zu ~60 % für Zinssenkungen im September, abhängig von Juli-Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten. Powell ließ offen, ob im September gesenkt wird – alles hänge von Daten ab, besonders zu Inflation und wirklichen Auswirkungen der Zölle auf Verbraucherpreisel.
Analysten erwarten im Jahresverlauf eine kumulierte Zinssenkung von etwa 0,5 bis 0,75 %, je nach Konjunkturverlauf. Interne Abweichler wie Waller könnten bei stärkerem Wachstumsrückgang an Einfluss gewinnen – schließlich wird ihm der Posten des Fed‑Chair nach Powells Amtszeit in 2026 nachgesagt.
Fazit in Kürze
Die Fed setzt auf Stabilität statt politisch motivierter Schnellentscheide. Die Entscheidung, den Leitzins unverändert zu lassen, spiegelt eine datengestützte, nüchterne Einschätzung wider – getragen von Inflationsrisiken durch Zölle, der Notwendigkeit der Unabhängigkeit und einem noch starken Arbeitsmarkt. Ob der Frieden im Zinsentscheid bis zum nächsten FOMC-Termin im September erhalten bleibt, hängt maßgeblich von den kommenden Wirtschaftsdaten ab.