US-Exporte auf Tiefststand – Globale Auswirkungen und Chancen für Anleger

Die neuesten Außenhandelsdaten zeichnen ein düsteres Bild: Im Juli 2025 sind die deutschen Exporte in die USA auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2021 gefallen. Mit einem Wert von nur 11,1 Milliarden Euro lagen die Ausfuhren kalender- und saisonbereinigt um rund 7,9 Prozent unter dem Juni und sogar 14,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Es ist bereits der vierte Rückgang in Folge. Ursache sind vor allem höhere Zölle der USA:

Aktuelle Lage: Exporteinbruch in die USA

Seit Anfang Juni wurden Strafabgaben auf Stahl, Aluminium und Automobilimporte auf bis zu 50 Prozent erhöht, im Juli einigte man sich formell auf pauschale 15 Prozent Zölle auf EU-Waren. Parallel dazu brach der Handel mit anderen Volkswirtschaften wie China und Großbritannien ebenfalls ein – die Nachfrage aus dem Ausland schwächt sich ab. Insgesamt gingen die deutschen Warenausfuhren im Juli um rund 0,6 Prozent gegenüber Juni zurück. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Industrieproduktion zeitgleich um etwa 1,3 Prozent anzog. Die Unternehmen bauen also mehr Güter, die jedoch offenbar nicht wie gewohnt in die USA gelangten. Dieses gemischte Bild zeigt eine schwache internationale Nachfrage bei gleichzeitig noch lebhafter Inlandsfertigung.

Treiber der aktuellen Situation

Hauptgrund für den Exportrückgang sind die protektionistischen Maßnahmen der US-Regierung. Die seit Frühjahr 2025 drohenden Zollerhöhungen haben viele EU-Unternehmen in den Vorjahren dazu veranlasst, Aufträge vorzuziehen – doch diese Effekte sind nun verpufft. Mit Inkrafttreten der Strafzölle auf den US-Markt wurde das Exportgeschäft mit den USA massiv erschwert. Deutsche Exporteure haben zudem einen Teil der Zolllast selbst getragen, um Marktanteile zu halten, was Preise und Umsätze drückte. Gleichzeitig kämpft die globale Wirtschaft mit einer Abschwächung: Konjunkturprobleme in China und Großbritannien dämpfen auch hierzulande die Nachfrage. Dass dagegen die Lieferungen in andere Eurozone-Länder zuletzt deutlich zunahmen (um etwa 2,5 Prozent) zeigt, dass die Euro-Zone zeitweise als Ausgleich fungieren kann. Hinzu kommt der starke Euro, der deutsche Produkte verteuert und die internationale Wettbewerbsfähigkeit einschränkt. Auf Landesebene belastet zusätzlich ein zögerlicher Start unter der neuen Regierung Deutschlands Binnenkonsum. Der einzelne Lichtblick ist also: Eine schwache Außenkonjunktur bei gleichzeitig noch intakter oder sogar leicht steigender heimischer Produktion.

Chancen und Risiken für Investoren

Aus Anlegersicht ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Risiken liegen klar auf der Hand: Eine anhaltende Abschottungspolitik der USA kann Gewinne deutscher Exportkonzerne schmälern und die Auslastung der Industrie dämpfen. Das übersetzt sich schnell in Unternehmensgewinne und damit Kurse – Anleger von Auto-, Maschinenbau- oder Chemiewerten müssen mit Belastungen rechnen. Auch das gestiegene politische Risiko (USA-Handelspolitik und mögliche neue Sanktionen) sowie mögliche Gegenmaßnahmen Chinas und anderer Handelspartner erhöhen die Volatilität. Auf der anderen Seite bieten sich Chancen durch die Verschiebung auf alternative Märkte. Branchenexperten mahnen, die Absatzwege zu diversifizieren und neue Märkte zu erschließen. Starke Wachstumsmärkte wie Indien oder Südostasien könnten mittelfristig deutsche Lieferungen aufnehmen. Weiterhin eröffnet der Produktionsaufschwung Potenziale: Sollte die Binnennachfrage in Deutschland oder der EU durch niedrige Zinsen und Konjunkturprogramme anziehen, profitieren inländisch ausgerichtete Firmen. Defensive Titel wie Versorger oder Gesundheitsaktien wären in diesem Fall interessanter. Nicht zuletzt kann ein nachgebender Euro die Exportaussichten für andere Regionen verbessern – und Investoren, die Währungen oder Rohstoffe auf diese Entwicklungen ausrichten, könnten absichern oder profitieren. Generell gilt: In Zeiten geopolitischer Spannungen steigt die Bedeutung sicherer Häfen. Gold, US-Staatsanleihen oder stärker diversifizierte Portfolios gewinnen an Attraktivität.

Prognose und Ausblick

Wie geht es weiter? Kurzfristig bleibt ein strengeres Umfeld wahrscheinlich. Die US-Zölle sollen vorerst beibehalten werden, wobei ein Berufungsprozess gegen die Zölle bis Oktober 2025 andauert. Erst danach könnte eine Klärung oder sogar Rücknahme drohender Abgaben anstehen. Falls die Handelspartner – etwa auf EU-Seite – erfolgreich Zugeständnisse machen (etwa eine weitere Zollsenkung nach Verhandlungen), würde dies den Druck mindern. Bis dahin rechnen viele Analysten mit noch gedämpften Exporten in den Spätsommer. Die gute Nachricht ist: Die globale Konjunktur zeigt sich weiterhin relativ stabil, und die jüngsten Daten lassen auf eine Stärkung der Industrie hoffen. Wenn das dritte Quartal 2025 erfolgreich abgeschlossen wird (Daten deuteten im Juli auf ein steigendes Produktionsniveau hin), könnte dies die Stimmung etwas aufhellen. Den Ausblick trüben allerdings geopolitische Unsicherheiten – etwa Eskalationen in Handelskonflikten oder eine dramatische Eintrübung in wichtigen Abnehmermärkten. In der Gesamtprognose bleibt die deutsche Wirtschaft im Jahr 2025 eher schwach – deutlich unter dem Niveau vor 2022. Anleger sollten mittelfristig mit einer jahresübergreifenden Seitwärtsbewegung rechnen, bei klaren Abwärtsszenarien, falls der Zollstreit eskaliert, und moderat positiveren Szenarien, sollte ein Handelsdeal kommen.

Gewinner und Verlierer: Sektoren, Aktien, Rohstoffe, Devisen

Verlierer: Besonders stark unter den US-Zöllen leiden exportorientierte Branchen. Die Autoindustrie (Volkswagen, BMW, Daimler) gehört dazu – ihre Modelle sind in den USA zwar beliebt, aber Zölle verteuern sie. Auch der Maschinen- und Anlagenbau (Siemens, KUKA, MTU) spürt die schwächere US-Nachfrage. Chemie- und Pharmakonzerne wie BASF und Covestro, die viele Produkte exportieren, bekommen beim Gewinnwachstum Gegenwind. Logistikwerte (Deutsche Bahn, Hapag-Lloyd) sehen weniger Transporte in die USA. Selbst Premium-Konsumgütermarken aus Deutschland können spürbar zurückgehen, wenn amerikanische Kunden wegen Zöllen oder schwacher Konjunktur zögern. Auch bei den Rohstoffen gibt es Verlierer: Industriemetalle (Stahl, Aluminium) und Energie nach Asien oder Südamerika zu bringen, kann teilweise weniger lukrativ sein als der bisherige Exportweg über den Atlantik. Insgesamt dürften Anlagen mit hoher globaler Konjunkturabhängigkeit eher Verluste erleiden.

Gewinner: Begünstigt sind grundsätzlich diejenigen, die nicht oder kaum vom US-Markt abhängen. Im positiven Fall einer Zolllockerung würde ein breiteres Exporterlebnis die heimische Industrie stärken, aber selbst ohne direkten Gewinn wären Firmen mit Schwerpunkt EU oder Asien attraktiver. Beispiele sind Luftfahrtkonzerne wie Airbus, die neben den USA auch von boomendem asiatischen Flugverkehr profitieren. Tech- und Software-Unternehmen (SAP, Software AG) verkaufen weltweit und unterliegen weniger Handelsbarrieren. Ebenso können Werte aus dem Dienstleistungssektor (Deutsche Telekom, Siemens Healthineers) stabiler sein, da sie mehrheitlich in Europa agieren. Defensive Sektoren gewinnen: Auch Versorger (E.ON, RWE) und Telekommunikationsanbieter könnten im Portfolio zulegen, wenn Investoren unsichere Märkte meiden. Bei Rohstoffen rücken Edelmetalle in den Fokus: Gold profitiert klassisch bei Wirtschaftssorgen, daher könnten Goldminen oder Edelmetall-ETFs interessanter werden. Bei den Devisen steigt traditionell der Dollar als sicherer Hafen, während Euro und exportabhängige Währungen wie kriseresistente NOK oder CAD und pfundgeschwächte Schwellenländerwährungen unter Druck geraten. Insgesamt sollten Anleger breiter streuen und auf Anlageklassen setzen, die sich in Szenarien niedriger Nachfrage behaupten – beispielsweise Renten europäischer Staaten, Gold oder inflationsgeschützte Papiere.

Anlageempfehlungen: Aktientitel und Handelsstrategien

Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen sollten Anleger Vorsicht bei klar US-abhängigen Werten walten lassen und stattdessen selektiv auf Gewinner der Umverteilung setzen. Konkret bieten sich folgende Überlegungen an:

  • Verkauf/Vermeiden: Titel aus Auto- und Maschinenbauindustrie, die hohe US-Anteile haben. So sind VW und Daimler Truck (Mercedes Lkw) aktuell belastet, weil US-Kunden spürbar weniger kaufen. Auch Zulieferer wie Continental oder Schaeffler könnten unter Druck geraten. Chemiewerte wie BASF oder Linde (industrielle Gase) haben US-Exporte in ihren Zahlen – hier sind Gewinnwarnungen nicht ausgeschlossen. Wer hohe USD-Exponierung hat (etwa Deutsche Post, die viel für globalen Transport ausgibt), sollte die Position kritisch hinterfragen. Insgesamt ist eine defensive Positionierung in deutschen Industrieaktien ratsam.
  • Kauf/Chance nutzen: Ertragsstarke Firmen mit starker Präsenz im Heimatmarkt oder diversifiziertem Absatz richten. Als defensive Aktien gelten etwa Deutsche Telekom und Siemens Healthineers, deren Umsätze überwiegend in Europa oder Asien liegen. Auch Mittelständler und Technologiewerte, die nicht vom Zollkrieg betroffen sind, gewinnen an Attraktivität. Insbesondere der Bausektor (HeidelbergCement) und nachhaltige Energien (SMA Solar, Nordex) sind weniger direkt abhängig vom US-Markt. Bei den Rohstoffen raten Experten, das Blatt mit Gold zu mischen: Ein Investment in Gold-ETFs (z.B. Xetra-Gold) kann als Absicherung gegen weitere Eskalationen dienen. Für risikofreudige Anleger könnten zudem Long-Positionen in US-Dollar (etwa über Währungs-ETFs auf USD) Sinn ergeben, da anhaltende Handelskonflikte die Nachfrage nach Dollar stützen könnten.
  • Handelsempfehlungen: Kurzfristig könnte es sich auszahlen, auf fallende Kurse exportlastiger Werte zu setzen. Leerverkäufe (Short-Positionen) auf Automobilwerte wie VW oder MAN wären denkbar, bis sich der Zollstreit entspannt. Umgekehrt könnten Long-Positionen in defensiven bzw. nicht-industriebezogenen Sektoren aufgebaut werden. Fundamentale Analysten weisen darauf hin, dass im Falle einer Einigung zwischen EU und USA (Staats- und Parteichef Xi Jinping sowie EU-Kommissionsvertreter verhandeln) ein starker Erholungsimpuls einsetzt – hierfür könnten europaweite Aktienfonds (z.B. MSCI Europe ETFs) günstig sein. Generell empfehlen Börsenexperten, die Portfolios zu breiter Diversifikation mit Schwerpunkt auf Qualitätstiteln (solide Bilanz, hoher Anteil an Dienstleistungen) aufzustellen und Währungsrisiken zu streuen (etwa Euro/CHF oder Euro/JPY als Paar).

Fazit

Der aktuelle Rückgang der Exporte in die USA ist ein deutliches Warnsignal für die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Anhaltend hohe Zölle und politische Unsicherheit bremsen auf kurze Sicht die Wachstumschancen, belasten Unternehmensergebnisse und üben Druck auf den DAX aus. Dennoch gibt es auch positive Anzeichen: Die europaweite Nachfrage belebt sich, die heimische Produktion steigt, und weltwirtschaftliche Risiken sind nicht zwangsläufig unlösbar. Für Anleger bedeutet dies vor allem eines: Umsicht und Anpassung an geänderte Rahmenbedingungen. Wer sein Portfolio richtig aufstellt, profitiert von einer Verlagerung hin zu stabileren Märkten, wohin Teile der Industrie ihre Auslieferungen lenken. Verlierer der Hitze sind jene, deren Geschäft fast ausschließlich auf den USA fußt – hier droht Korrekturpotenzial. Gewinner sind dagegen Titel mit diversifizierter Kundschaft oder Binnenmarktstärke.

Im Ergebnis sollte ein gut gemischtes Portfolio, das nicht einseitig vom transatlantischen Handel abhängt, besser durch die unruhigen Zeiten kommen. Handelsstrategisch empfiehlt sich, exportstarke Aktien zurückhaltend zu handeln und einen Teil des Kapitals in widerstandsfähigere Sektoren und Absicherungsinstrumente (Gold, stabile Währungen) umzuschichten. Damit können Investoren sowohl das Risiko in diesem schwierigen Umfeld begrenzen als auch von möglichen Erholungen in anderen Bereichen profitieren. Insgesamt gilt es, weiterhin wachsam zu bleiben: Stehen neue Wirtschaftsabkommen an, könnten mittelfristig Zusatzchancen entstehen. Bis dahin sind Disziplin und Weitsicht gefragt, um langfristige Renditen zu sichern – trotz stürmischer Zeiten im Außenhandel.

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