In einer unerwarteten Wendung verzeichnete die US-Wirtschaft im ersten Quartal 2025 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um annualisiert 0,3 %, während Ökonomen einen moderaten Zuwachs von 0,3 % prognostiziert hatten. Zeitgleich fiel das Beschäftigungswachstum der Privatwirtschaft im April mit nur 62.000 neu geschaffenen Stellen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Dieser doppelte Wachstumsrückschlag spiegelt vor allem massive Importvorzieheffekte vor geplanten US-Zöllen, einen Einbruch der Staatsausgaben und eine spürbare Abkühlung am Arbeitsmarkt wider. Für Investoren eröffnet sich vor dem Hintergrund möglicher Fed-Entscheidungen und globaler Unsicherheiten einerseits die Chance, sich mit defensiven Positionen abzusichern, andererseits erhöht sich das Risiko von Gewinnrevisionen und Konjunkturängsten.
Analyse der aktuellen Lage
Die US-Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal 2025 um 0,3 % auf Jahresbasis und brach damit erstmals seit Q1 2022 ein – entgegen der von Reuters befragten Ökonomen, die mit einem Wachstum von 0,3 % gerechnet hatten. Wesentlicher Treiber des Rückgangs war ein beispielloser Anstieg der Warenimporte um knapp 41 %, ausgelöst durch Vorzieheffekte vor den in Aussicht gestellten Zollerhöhungen unter Präsident Trump. Da Importe negativ in der BIP-Rechnung wirken, schlugen sie über fünf Prozentpunkte auf die Gesamtentwicklung durch.
Parallel dazu meldete der ADP-Arbeitgeberindex für April nur 62.000 neue Stellen im privaten Sektor – rund 50 % unter den erwarteten 115.000 Positionen und der schwächste Zuwachs seit neun Monaten. Solche Schwächezeichen deuten auf eine anhaltende Abkühlung des Arbeitsmarkts hin, die sich spätestens im offiziellen NON-FARM-Payrolls-Bericht niederschlagen dürfte.
Faktoren für die Situation
Importvorzieheffekte und Zölle
Der massive Importanstieg als Folge bevorstehender Handelssanktionen belastete das BIP signifikant. Unternehmen horteten Vorräte, um höheren Einfuhrabgaben zuvorzukommen, wodurch ein statistischer Rückgang entstand.
Rückgang der Staatsausgaben
Die Bundesausgaben sanken im gleichen Zeitraum um rund 5,1 %, was sich weiter negativ auf das Wachstum auswirkte.
Geldpolitik und Zinserwartungen
Trotz des Wachstumseinbruchs bleibt die Fed vorsichtig: Ölpreise sind moderat, und PCE-Inflation verharrt nahe 1,8 %. Ein Zinssenkungszyklus gilt als unwahrscheinlich, solange nicht belastbare Erholungszeichen erkennbar sind.
Chancen und Risiken für Investoren
Chancen
- Defensive Sektoren (Versorger, Basiskonsum): Stabiler Cashflow in Abschwungphasen.
- Rohstoffe als Inflationsschutz (Gold, Silber): Sicherheit in unsicheren Zeiten.
- Langfristige Technologietitel: Solide Bilanzen und Innovationskraft.
Risiken
- Unternehmensgewinne: Ernüchternde Ausblicke in Q2 könnten Gewinnschätzungen nach unten korrigieren.
- Finanzwerte: Margendruck angesichts flacher Zinskurve und niedrigem Kreditwachstum.
- Konjunkturauswirkungen: Schwächere Konsumausgaben könnten Konsumwerte belasten.
Prognose und Ausblick
Ökonomen erwarten für das Gesamtjahr 2025 ein Wachstum zwischen 1,1 % und 1,2 %, getragen von einer allmählichen Normalisierung der Importströme und leicht steigender Konsumausgaben. Die Fed dürfte ihre Zinsen in den kommenden Quartalen unverändert lassen, bis sich belastbarer Erholungstrends abzeichnen.
Profiteure und Verlierer
Anlageklasse | Profiteure | Verlierer |
---|---|---|
Aktien | Versorger (XLU), Basiskonsum (XLP) | Finanzwerte (XLF), Zykliker (XLI) |
Rohstoffe | Gold (GLD), Silber (SLV) | Industriemetalle (Palladium) |
Devisen | US-Dollar (DXY, UUP) | Schwache Emerging-Markets-Währungen |
Anleihen | Langläufer (TLT), Investment Grade (LQD) | Hochzins (HYG) |
Konkrete Finanztitel als Empfehlung
- GLD (SPDR Gold Shares): „Buy“ – Unabhängig von der Fed bietet Gold eine Absicherung gegen Währungsrisiken.
- TLT (iShares 20+ Year Treasury Bond ETF): „Accumulate“ – Steigende Kurse bei Zinsstabilität und Konjunkturrisiken.
- XLU (Utilities Select Sector SPDR Fund): „Outperform“ – Konstante Cashflows in Abschwungphasen.
- XLF (Financial Select Sector SPDR Fund): „Underperform“ – Zinskurve flach, Kreditwachstum verhalten.
Handelsempfehlung
Kurzfristig (3–6 Monate):
- GLD kaufen (Zielkurs 195 USD; Potenzial +7 %)
- TLT akkumulieren (Zielkurs 160 USD; Potenzial +5 %)
Langfristig (6–12 Monate):
- XLU aufstocken (Zielkurs 75 USD; Potenzial +10 %)
- XLF reduzieren (Zielkurs 28 USD; Potenzial –8 %)
Fazit
Der überraschende Rückgang des US-BIP und die schwachen Arbeitsmarktdaten signalisieren eine temporäre Wachstumsflaute, ausgelöst durch Importvorzieheffekte und geringere Staatsausgaben. Für Investoren gilt es, kurzfristige Unsicherheiten mit defensiven Anlagen wie Gold, Langläufer-Anleihen und Versorgeraktien abzufedern, während zyklische Finanzwerte vorsichtig zu gewichten sind. Langfristige Perspektiven bleiben moderat positiv, solange die Fed keine expansive Politik einleitet und der Handelskonflikt nicht weiter eskaliert.