Japan ist seit Jahren der größte ausländische Gläubiger der USA und hält per Januar 2025 US-Staatsanleihen im Umfang von 1 079 Mrd. USD. Trotz der enormen Bestände von knapp einem Viertel des japanischen BIP ist die Regierung zunehmend gezwungen, Teile dieser Reserven zu liquidieren, um inländische Ausgaben zu finanzieren. Die Gesamtreserven Japans kletterten Ende März 2025 auf 1,27 Bio. USD, was die Abhängigkeit von US-Anleihen unterstreicht. Gleichzeitig belastet eine Staatsverschuldung von 249,7 % des BIP langfristig die fiskalische Handlungsfähigkeit. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Verhalten japanischer Investoren auf dem US-Anleihenmarkt sowie dessen Auswirkungen auf den Devisenmarkt zentrale Bedeutung.
Von April 2022, als Japans Bestände an US-Staatsanleihen bei 1 212 Mrd. USD lagen, bis Januar 2025, als sie auf 1 079 Mrd. USD sanken, wurden 133 Mrd. USD abgebaut. Dieser schrittweise Rückzug erfolgt vor dem Hintergrund einer Staatsverschuldung von rund 249,7 % des BIP und Gesamtreserven von etwa 1,27 Bio. USD, die vor allem in US-Treasuries angelegt sind. Inland drängt der Druck, Liquidität für umfangreiche Stimuluspakete freizusetzen, während die Bank of Japan (BOJ) mit negativen Zinsen und Yield-Curve-Control gegen einen starken US-Dollar und steigende US-Zinsen kämpft. Parallel stabilisierten massive Deviseninterventionen den Yen zeitweise, doch der anhaltende Zinsdifferenzial lässt das Währungspaar USD/JPY bis auf rund 143,7 JPY/USD steigen. Angesichts dieser Gemengelage erscheint eine Übergewichtung von USD/JPY mit einem kurzfristigen Kursziel von 148 und langfristigen 155 gerechtfertigt.
Analyse der aktuellen Lage
Im Zeitraum April 2022 bis Januar 2025 wurden 133 Mrd. USD an US-Staatsanleihen verkauft, was die Bestände von 1 212 Mrd. USD auf 1 079 Mrd. USD reduzieren ließ. Die BOJ hat seit 2016 eine Expandierung von Negativzinsen und die Kontrolle der Zinskurve beibehalten, um Inlandsfinanzierung zu erleichtern, was die Attraktivität von US-Anleihen zusätzlich mindert. Demgegenüber hält die US-Notenbank seit Dezember 2024 den Leitzins im Bereich von 4,25 % bis 4,50 %, was das Zinsdifferenzial zu Japan (–0,1 % für kurzfristige Sätze) deutlich aufweitet. Die japanische Pensionskasse GPIF belässt ihr Portfolio unverändert, was die Nachfrage nach ausländischen Anleihen stabil hält.
Faktoren für die aktuelle Entwicklung
Inländische Liquiditätsbedarfe
Im November 2024 finalisierte die japanische Regierung ein Zusatzbudget von 92 Mrd. USD zur Abfederung steigender Lebenshaltungskosten. Darin vorgesehen sind unter anderem einmalige Zahlungen von 30 000 Yen an Geringverdiener und 20 000 Yen pro Kind, um die Kaufkraft zu stützen. Die Finanzierung solcher Maßnahmen erfordert Liquidität, die durch den Verkauf von US-Anleihen bereitgestellt wird.
Währungsinterventionen
Die BOJ intervenierte im Juli 2024 mit rund 5,53 Bio. Yen (36,8 Mrd. USD), um den Yen nach einem historischen Tief von beinahe 160 JPY/USD zu stützen. Seitdem pendelt USD/JPY um 143,7, wobei Anleger jede Andeutung neuer Interventionen aufmerksam verfolgen.
Zinsdifferenzial und Carry-Trades
Das Gap zwischen negativen japanischen Sätzen (–0,1 %) und US-Sätzen (4,25 %–4,50 %) treibt Carry-Trades an und übt Abwärtsdruck auf den Yen aus.
Diversifikationsbestrebungen
Langfristig streben japanische Investoren eine breitere Allokation an, beispielsweise in Gold oder europäische Anleihen, um Klumpenrisiken zu reduzieren.
Prognose und Ausblick
Kurzfristig dürfte der Abbau der US-Treasury-Bestände verhaltener ausfallen, wenn die akuten Liquiditätsbedarfe gedämpft werden. Durch Fed-Sitzungen und US-Inflationsdaten bleibt USD/JPY volatil. Langfristig ist mit einem moderaten weiteren Rückgang der Bestände um annualisierte 30–50 Mrd. USD zu rechnen, da die BOJ ihre Lock-in-Strategie beibehält. Sollten US-Zinsen unerwartet deutlich steigen oder die US-Inflation wieder anziehen, könnte dies neue Verkäufe auslösen.
Auswirkungen auf den Devisenmarkt
Der Yen erreichte im Oktober 2022 fast 160 JPY/USD und stabilisierte sich dank Interventionen bis April 2025 bei rund 143,7 JPY/USD. Eine Reduktion der Interventionen oder ein weiteres Ansteigen des Zinsdifferenzials würde den Yen erneut unter Druck setzen, während erneute Käufe von Treasuries den Yen vorübergehend stützen könnten.
Handelsempfehlung
- Empfehlung: Overweight USD/JPY
- Rating: Overweight
- Kursziel: Kurzfristig 148, langfristig 155
- Potenzial: Kurzfristig +2 %, langfristig +7 %
- Zeithorizont: Kurzfristig (3 Monate), Langfristig (12 Monate)
- Mögliche Katalysatoren:
- US-Verbraucherpreisindex (CPI) und Fed-Protokolle
- BOJ-Anpassungen an Yield-Curve-Control
- Japans Kerninflation in Tokio auf 2-Jahres-Hoch, getrieben von Lebensmittelkosten
Vergleichbare Währungspaare
Ähnliche Dynamiken sind bei EUR/JPY und GBP/JPY zu beobachten, da hier ebenfalls Zinsdifferenziale und Interventionserwartungen eine Rolle spielen.
Fazit
Japan, traditionell einer der größten und wichtigsten ausländischen Gläubiger der Vereinigten Staaten, hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Strategie verfolgt: den sukzessiven Abbau seiner gewaltigen Bestände an US-Staatsanleihen. Allein zwischen April 2022 und Januar 2025 reduzierte Tokio seine gehaltenen US-Schuldtitel um 133 Milliarden US-Dollar. Dieser signifikante Rückzug ist weit mehr als nur eine Anpassung des Portfolios; er ist ein direktes Resultat des komplexen Zusammenspiels aus drängenden inländischen Liquiditätsbedarfen zur Finanzierung umfangreicher Konjunkturprogramme, der anhaltend ultralockeren Geldpolitik der Bank of Japan im krassen Gegensatz zur strafferen Haltung der US-Notenbank, sowie wiederholter Versuche, den unter Druck stehenden japanischen Yen durch Interventionen zu stabilisieren. Diese Entwicklung hat weitreichende Implikationen nicht nur für die globalen Anleihenmärkte, sondern insbesondere für das Wechselkursverhältnis zwischen dem US-Dollar und dem japanischen Yen, dessen Volatilität die Finanzmärkte weiterhin in Atem hält.
Japans sukzessiver Verkauf von US-Staatsanleihen spiegelt vor allem inländische Finanzierungsbedarfe und Währungsinterventionen wider, weniger mangelndes Vertrauen in die USA. Die Kluft zwischen Fed- und BOJ-Sätzen sowie die Volatilität des Yen eröffnen Chancen im Devisenhandel. Eine Übergewichtung von USD/JPY bei Kurszielen von 148 kurzfristig und 155 langfristig erscheint vor dem Hintergrund aktueller Daten und geldpolitischer Rahmenbedingungen plausibel.