Wende im Handelsstreit: USA und China erzielen Deal in Genf

Nach monatelangem Zollkonflikt haben die USA und China in zweitägigen Verhandlungen in Genf eine vorläufige Einigung erzielt, die eine Verringerung des US-Handelsdefizits vorsieht und einen neuen Konsultationsmechanismus etabliert. Die politischen Entscheidungen folgen dem Druck, die durch hohe Zölle stark beeinträchtigten Lieferketten zu stabilisieren und das globale Wachstum zu sichern. Für Unternehmen und Investoren bringt der Deal Erleichterung, zugleich bleiben viele Details offen. Geopolitisch deutet die Einigung auf eine Entspannung im bilateralen Verhältnis und eine Stärkung multilateraler Handelsstrukturen hin. Experten mahnen jedoch, den Verhandlungserfolg nicht zu überschätzen und erwarten, dass konkrete Maßnahmen erst in den kommenden Wochen konkretisiert werden.

Die USA hatten im April letzten Jahres Zölle in Höhe von bis zu 145 % auf chinesische Importe verhängt, worauf Peking mit Gegenzöllen bis zu 125 % auf US-Waren reagierte – ein Konflikt, der die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder fast zum Erliegen brachte.
Am 10. und 11. Mai 2025 trafen US-Handelsbeauftragter Jamieson Greer und Treasury Secretary Scott Bessent in Genf auf Chinas Vize-Ministerpräsident He Lifeng, um eine Entspannung des Konflikts zu erreichen. Nach US-Angaben wurde eine Vereinbarung zur Verringerung des Handelsdefizits der USA in Höhe von zuletzt 1,2 Billionen Dollar erzielt; Details sollen an diesem Montag vorgelegt werden.

Analyse der aktuellen Lage

Beide Seiten sprechen von „substantiellen“ beziehungsweise „bedeutenden“ Fortschritten und haben einen Konsultationsmechanismus für Handelsfragen vereinbart, der regelmäßige Gespräche gewährleisten soll.
Die dpa meldete, Peking habe eine Reihe wichtiger Übereinstimmungen signalisiert und betont, Details würden so bald wie möglich ausgearbeitet.
Der Hang-Seng-Index legte nach Bekanntwerden des Deals um rund 1,4 % zu, während der CSI-300 lediglich um 0,5 % stieg – ein Hinweis auf zurückhaltende Optimismus an den asiatischen Märkten. Ölpreise zogen ebenfalls an: Brent-Futures stiegen um 0,4 % auf 64,18 USD, und WTI legte um 0,5 % auf 61,30 USD zu, da Anleger nun eine mögliche Entspannung im größten Warenkonflikt der Welt erwarten.

Motivation der politischen Entscheidung

US-Präsident Donald Trump steht unter Druck, das hohe Handelsdefizit zu reduzieren und die heimische Industrie zu entlasten; das Defizit im Warenaustausch mit China betrug laut offiziellen US-Zahlen im vergangenen Jahr 295,4 Milliarden Dollar.
Zugleich hatten amerikanische Bauern und Einzelhändler unter den chinesischen Gegenzöllen gelitten, was den Handlungsdruck auf die Regierung erhöhte.
China wiederum sieht in einem moderaten Nachgeben die Chance, seinem Exportmodell vorübergehend Stabilität zu sichern und gleichzeitig Zeit für eine Strategie zur Diversifizierung seiner Handelsbeziehungen zu gewinnen. Beide Regierungen setzen auf eine Deeskalation, um den globalen Wirtschaftsaufschwung nicht zu gefährden und das Vertrauen in das multilaterale Handelssystem zu stärken – ein Anliegen, das auch WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala begrüßt hat.

Auswirkungen für Wirtschaft, Unternehmen und Geopolitik

Wirtschaft und Finanzmärkte

Die Aussicht auf sinkende Zölle hat die Volatilität an den Aktienmärkten gedämpft und zu einem leichten Aufschwung bei US-Futures geführt (S&P 500 E-minis +1,3 %, Nasdaq-Futures +1,6 %).
Unternehmen mit globalen Lieferketten – etwa in der Automobil- und Elektronikbranche – können auf langfristigere Planungen hoffen, während Rohstoffimporteure von stabileren Öl- und Metallpreisen profitieren dürften.

Unternehmen

US-Agrarkonzerne wie Archer Daniels Midland und Cargill könnten im Zuge des Deals vermehrte Exportchancen nach China erhalten, sollten entsprechende Einkäufe im Agrarsektor vereinbart werden.
Chinesische Technologiefirmen gewinnen Planungssicherheit bei Investitionen in den USA, etwa im Bereich erneuerbare Energien und Infrastruktur.
Indirekt entlastet die Entspannung auch Zulieferer und Logistikdienstleister weltweit: Weniger Zollbarrieren mindern das Risiko von Frachtumleitungen und Produktionsstopps.

Geopolitik

Die Einigung markiert eine vorläufige Entspannung im bilateralen Machtspiel zwischen Washington und Peking und könnte als Vorbild für Gespräche mit der EU und weiteren Partnern dienen.
Durch die Etablierung eines dauerhaften Konsultationsmechanismus erhalten multilaterale Institutionen wie die WTO erneut Auftrieb – eine wichtige Botschaft an Drittstaaten, dass Handelsspannungen dialogisch gelöst werden können. Zudem reduziert die Einigung das Risiko, dass beide Supermächte im Konflikt mit Russland oder im Indopazifik unilateral agieren und damit bereits fragile Kooperationsstrukturen weiter belasten.

Ausblick und Prognose

Konkrete Maßnahmen zur Tarifsenkung und detaillierte Vereinbarungen zum Einkauf amerikanischer Agrarprodukte werden für Anfang kommender Woche erwartet – der genaue Wortlaut der gemeinsamen Erklärung bleibt aber abzuwarten.
Marktteilnehmer äußern sich optimistisch, mahnen jedoch gleichzeitig, dass die Einigung nicht automatisch alle strukturellen Probleme im bilateralen Austausch löst.
Sollten die USA ihren Zollrahmen tatsächlich reduzieren, könnten andere Handelspartner neuen Druck zur Neuverhandlung ähnlicher Vereinbarungen aufbauen, was langfristig zu einer liberaleren WTO-Ordnung führen würde. Insgesamt bleibt die Stimmung vorsichtig positiv: Ein erster Schritt zur Deeskalation ist gemacht, doch das „große Bild“ hängt weiter von den noch ausstehenden Detailgesprächen und der politischen Willensstärke beider Seiten ab.

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